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30.07.2019

Die Suzahmoug, ein Handelsschiff der Parsa für Earthdawn

In der Hafenstadt Urupa im Südosten der Provinz Barsaive legen auch immer wieder einmal Besucher aus fernen Landen an. So liegt weit im Süden, auf der anderen Seite des Arasmeers, das glühend heiße Land der Parsa. Es heißt, diese überstanden die Geißel nicht in unterirdischen Kaers, sondern in flammenden Zitadellen. Hat es damit zu tun, dass die Besatzung des Schiffs Suzahmoug auf der Suche nach elementarem Feuer ist?


Das Feuerland der Parsa
Bisher haben die Gelehrten Barsaives nur wenig über die Parsa und ihre Kultur in Erfahrung bringen können, zu verschwiegen sind diese Besucher von jenseits des Arasmeers. Doch auch in ihrem fremden Land litt man unter der Geißel und musste sich gegen die Horden der Schrecken erwehren. Dabei spielte das Element des Feuers eine tragende Rolle, gilt es den Parsa doch seit langem als Symbol für Reinheit und Wahrheit. Da auch ihr Heimatland, das nur die wenigsten Namensgeber Barsaives je besucht haben, heiß und trocken ist, sehen die Parsa es als Inbegriff von Lauterkeit an; als einen Landstrich, in dem die reinigende Hitze der Sonne jeglichen Makel tilgt.

Große Ehrerbietung erfährt das Element in sogenannten Feuertempeln. Zwar soll es diese Kultstellen auch in kleinerer Form in der ganzen Region verteilt geben, mehrere Haupttempel sind aber das Zentrum dieser Verehrung. Hier allerdings widersprechen sich die wenigen Quellen, die Gelehrte in der großen Bibliothek von Throal zusammengetragen haben. Einige Berichte sprechen von drei Heiligtümern, die gleichzeitig auch die Regierungssitze mächtiger Fürsten seien, die von hier aus mit angeblicher Unfehlbarkeit – schließlich spreche aus ihnen die Reinheit des Feuers – ihre Untergebenen lenken.
Andere Aufsätze beschreiben hingegen sieben dieser Kultstätten, an denen mächtige Geister erschienen sein sollen, die den Parsa ihre Weisheit kundgetan haben sollen. Jeder Tempel sei dabei einem anderen Aspekt des Alltags der Parsa gewidmet; so etwa den Menschen, den Tieren oder den Pflanzen des Landes, aber auch abstrakteren Konzepten wie Kühnheit und Wahrheit. Einige Berichterstatter wollen darin Inkarnationen von Barsaives Passionen sehen, andere Gelehrte hingegen argumentieren, die Kulte der Parsa erinnerten Sie eher an die Geister und Passionen des noch ferneren Indrisa.



Wie groß auch immer ihre Anzahl, diese Kultstätten waren der Schlüssel zum Überleben der Parsa während der Geißel. Ausgebaut zu kolossalen Festen, die genug Bewohner fassen konnten, wurden diese Zitadellen nicht so wie Barsaives Kaers versiegelt, sondern vom geheiligten Feuer umschlossen. Unter diesem Schutz sollen die Parsa dem Ansturm der Schrecken widerstanden haben und konnten sich der wenigen Ungetüme, die nicht direkt vom heiligen Feuer verzehrt wurden, auf den Zinnen ihrer Zitadellen erwehren.
Allerdings ist nicht belegt, ob alle sieben Festungen die Geißel unversehrt überstanden haben – möglicherweise ist die berichtete Zahl der drei statt sieben Kultstätten ein Hinweis darauf, dass die Schrecken eben doch einige Zufluchten überrennen konnten.

Auch hier sind die Berichte allenfalls schwammig. Mächtige, in Barsaive weiterhin gefürchtete Schrecken wie etwa der Große Jäger scheinen das glühende Land nicht heimgesucht zu haben. In Ehrfurcht aber sprechen die Parsa von einem furchtbaren Schrecken namens Gramayn, der zu Beginn der Geißel zahlreiche Siedlungen zu Staub zermahlen haben soll. Das reine Feuer der Tempeldiener jedoch soll ihn in Schach gehalten haben, und so verlegte sich Gramayn darauf, stattdessen den Geist der Gläubigen zu beflecken, auf dass sie selbst für den Untergang ihrer Kameraden sorgen.



Die Parsa selbst jedenfalls schweigen dazu. Die Mannschaften der wenigen Schiffe, die den weiten Weg bis nach Barsaive zurücklegen, bleiben beharrlich unter sich. Hafenarbeiter von Urupa berichten hinter vorgehaltener Hand, dies liege vor allem daran, dass die Parsa sich nicht mit den Makeln der Namensgeber Barsaives beflecken wollen, die schließlich nicht die reinigende Kraft ihrer glühenden Heimstatt erfahren haben.


Die Suzahmoug, Schiff der Parsa
Derzeit hat erneut ein parsisches Schiff in Urupa angelegt, dass in seiner Art jedoch nichts gleicht, das die Bewohner der Hafenstadt je gesehen haben. Bei der Hafenmeisterei ist der Kahn als die Suzahmoug gemeldet, was angeblich „brennende Welle“ oder „Brandtropfen“ bedeuten soll. Jedoch weisen allein die zahlreichen, auf dem Oberdeck aufgestellten Feuerschalen darauf hin, dass dieses Schiff ausgerechnet mit dem Element des Feuers in Verbindung stehen soll.
Der schlanke Rumpf scheint aus tiefschwarzem Holz zu sein, das fast wie zu Kohle verbrannt wirkt. Diese Außenhaut ist überzogen mit feinen Einlegearbeiten aus schillerndem Orichalkum, das den ganzen Korpus bedeckt. Seltsam erscheint auch das Segel, das in Form und Verzierung an ausgebreitete Vogelschwingen erinnert.

Die Mannschaft der Suzahmoug hat bis auf ihren Kapitän und dessen Steuermann das Schiff nur kurz verlassen, um neue Vorräte aufzunehmen. Allabendlich kommen die Parsa in der Dämmerung zusammen und versammeln sich um die Feuerschalen, während der Priester xxx rituelle Gesänge oder Gebete in ihrer Sprache abhält. Wagemutige Schaulustige, die sich zu diesen Messen in die Nähe des Schiffes wagen, behaupten, das Orichalkum würde währenddessen anfangen fahl zu glühen, bis es am Ende der Gesänge in einem warmen rot erstrahlt. Auch das Segel soll in dieser Zeit erscheinen, als sei es in Flammen gehüllt, und einige behaupten, das Tuch würde sich blähen, als wolle der Furor der Flammen es davontragen.



Die Suzahmoug zieht aber nicht nur neugierige Namensgeber an, sondern auch Gesindel. Allein das Orichalkum, das den Rumpf des Schiffs ziert muss ein Vermögen wert sein. Zudem werden aber auch Gerüchte laut, dass die Feuerschalen, die Tag und Nacht von einem Parsa bewacht werden, tatsächlich mit elementarem Feuer gefüllt sind. Bisher hat jedenfalls noch niemand gesehen, dass die Parsa neuen Brennstoff nachgefüllt hätten, geschweige denn neuen im Hafen besorgt hätten. Gleichzeitig flüstert man aber auch hinter vorgehaltener Hand, dass es einige wagemutige Halunken vielleicht versucht hätten, sich an der Suzahmoug zu bereichern, doch die wurden allesamt nicht mehr gesehen...


Xexustha, Kapitän der Suzahmoug
Der großgewachsene Mensch ist sogleich als ein Parsa aus dem fernen Land jenseits des Arasmeers zu erkennen. Gekleidet in weite, reinweiße Roben mit einem prächtigen Gürtel und versehen mit dicken Schmuckreifen an seinen Armen, ist er ein erfuchtgebietender Anblick. Die Mannschaft der Suzahmoug führt er mit ruhiger, aber bestimmter Stimme, und niemand käme auf die Idee, seinem strengen Blick zu widersprechen.

Xexustha ist einer von zwei Parsa, die das Schiff überhaupt verlassen. In Begleitung seines schlacksigen Steuermanns Vashouss, in dessen Augen eine hinterlistige Intelligenz aufblitzt, ist er stets auf der Suche nach elementarem Feuer. Insbesondere Feuer, dass im Inferno des Todesmeers geerntet worden ist, scheint die beiden Parsa zu faszinieren. Xexustha ist ein fairer Handelspartner, und Händler mit Feuer vom Todesmeer können aus seiner Obsession vielleicht einige Goldmünzen mehr schlagen als üblich.
Allerdings scheinen der Parsa und sein Gehilfe auch fest entschlossen sein, so viel Feuer wie möglich in Urupa zu erstehen. Und sollte ein Händler sich partout nicht auf ein Geschäft mit Xexustha einlassen, so scheint dieser auch bereitwillig zu härteren Methoden zu greifen. Man munkelt auf den Straßen von Urupa, dass einige Feilschgespräche in Handgreiflichkeiten endeten. Und der zwergische Handelsreisende Tiyyamin schwört jedenfalls Stein und Bein, dass sein Sohn in der Nacht spurlos verschwunden sei, nachdem er den parsischen Kapitän mit deutlichen Worten aus seinem Kontor kolportiert hat. Bisher jedoch hat die Stadtwache von Urupa kaum etwas unternommen, um diesen und anderen Anschuldigungen nachzugehen.

Trotz all der Härte, die Xexustha an den Tag legt, ist er ein demütiger Diener des Priesters Hor Kharivar. Der Kapitän sieht seine Pflicht in der Erfüllung der weltlichen Aufgaben dieser Reise, während er genau weiß, dass er deren spirituellen Aspekte nie in Gänze verstehen wird. So ist Xexustha im Beisein des Priesters noch wortkarger als sonst und wird auch der kleinsten Anweisung oder Andeutung umgehend Folge leisten.


Nachwort
d6ideas und Spiele im Kopf teilen schon seit geraumer Zeit ihre Leidenschaft für die Welt von Earthdawn. Für den Karneval der Rollenspielblogs von Greifenklaue im Juli 2019 zum Thema „Schiffe und Kapitäne“ spinnen wir gemeinsam die Geschichte der Parsa aus den fernen Feuerlanden:







Bilder
Klaus Westerhoff: "Die Feuerzitadelle"/"Der Schrecken Gramayn"/"Der Himmelswagen", Creative Commons CC BY-NC-SA 4.0


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