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30.11.2022

Orkenspalters Demiurgoi - Weltenbau, zum zweiten Mal anders weitergedacht

Vor rund einem Jahr haben die Orkenspalter auf YouTube die Serie "Demiurgoi 101" begonnen, in der zusammen mit Urgestein Thomas Römer eine neue Welt erdacht wird. Leider kommen die Folgen dabei kaum vom Fleck, einen strukturellen Überbau für die Hintergründe der Welt und das Gesellschaftsgefüge zu definieren, so dass ich die wenigen präsentierten Ansätze an dieser Stelle zum zweiten Male auf meine Weise weiterspinnen möchte.

Orkenspalters Vorlage
In den ersten drei Folgen der Serie kristallisierte sich als Handlungsort schnell ein einsamer Tafelberg heraus, dessen gesamter Gipfel von einer riesigen, wenn auch unterbevölkerten Stadt eingenommen wird. Diese Stadt ist wie ein lebender Organismus, entsprechend kundige Individuen können auf die urbane Struktur auch nach ihren Wünschen einreden und sie verändern. Umgeben ist der Berg von magischem Nebel, der Mutationen auslöst und dessen magischen Kräfte die Bewohner in Perlen für ihre eigenen Zwecke sammeln. Regiert wird diese Gesellschaft von mehreren mächtigen Familien, die jede über eifersüchtig gehütetes Geheimwissen verfügen.

Leider beschäftigt sich die Webserie aber seit der vierten Folge mit viel Kosmetik, langweiligen Exkursionen in die Gilden der Stadt und vagen Plänen über die Möglichkeiten der Spieler in und zwischen den einzelnen Sitzungen. Viel Geschwafel, viel zu wenig konkretes - die Gesellschaft und ihr Zusammenspiel ist nur oberflächlich definiert, die Herrscherfamilien beschränken sich auf grobe Andeutungen ihres Wissensschwerpunkts, und die wahre Natur des Mutationsnebels wurde auch nach sechzehn Folgen (und somit rund dreißig Stunden des vermeintlichen Weltenbaus) nicht festgelegt.

Diese halbgaren Ideen haben mich bereits im Februar dieses Jahres dazu bewegt, die Grundlagen der ersten Folgen auf eine andere Weise weiterzudenken, die zum Schluss arg dystopisch geraten ist und wenig zum Spielen einlädt. Inzwischen ist aber - ich glaube, es war um Folge 13 oder 14 - von den Demiurgoi zumindest festgelegt worden, dass die Stadt wie ein eigenständiger Organismus existiert, weil sie primär aus Naniten besteht. Die Natur des Nebels hingegen ist immer noch nicht hinzuerfunden worden. Die Idee mit den Naniten allerdings hat mich auf neue Ideen gebracht, das Grundgefüge dieser Welt mit dem nötigen, von den Orkenspaltern nicht gegebenen Fleisch auf den Rippen zu versehen. Die folgenden Ausführungen gehen also fort von der Fantasy meines ersten Ansatzes hin zur SF - auch wenn das den Bewohnern der Welt nicht klar ist.



Die Bewohner des Bergs
Die weitläufige Stadt auf dem namenlosen Tafelberg ist mehr als nur steinerne Gebäude, sondern eine Art lebender Organismus, der sich seinen Bewohnern nach deren Bedürfnissen anpasst. Jeder Bewohner kann mit Hilfe seiner Perle, die er kurz nach seiner Geburt in einer Art Taufzeremonie erhält, in geringem Maße die Stadt selbst beeinflussen. Dieses Talent ist bei jedem unterschiedlich ausgeprägt; manche können die Architektur durch wenige Gedanken verändern, während andere dazu minutenlang auf den Stein einreden müssen. Außerdem ist die Perle der zentrale Bezugspunkt für medizinische Behandlungen und schützt zudem vor dem verändernden Nebel unterhalb des Berges, sollten Schwaden davon einmal bis zur Stadt hinaufwallen.
Zudem vermag die Stadt ihren Bewohnern alltägliche Tätigkeiten und Werkprozesse abzunehmen. So kann ein talentierter Stadtformer den Gebäuden verschiedenste Technik wie Öfen oder anderen Hausrat abschwatzen. Selbst die Zubereitung von Essen kann die Stadt übernehmen, indem sie die rohe Nahrung selbst durch molekulare Manipulation zu einem genießbaren Mahl wandelt.
Insgesamt ist die Stadt für die Bewohnerzahl viel aber zu groß. Ganze Stadtviertel können über Jahre leerstehen, bis plötzlich wieder mehrere Familien ihren Wohnsitz wechseln. Bei den spontanen Umzügen von einem Viertel zum andern kann es so vorkommen, dass sich die Architektur und Ästhetik radikal verändert.

Die Perle ist aber auch für eine andere Funktion in der Stadtgesellschaft unverzichtbar: Sie speichert die Erfahrungen und Erinnerungen ihrer Träger, auf dass diese zukünftigen Generationen zugute kommen mögen. So gibt jeder Stadtbewohner seine Perle in regelmäßigen Abständen ab und erhält eine neue, damit auch sein Wesen eins mit der Stadt werden möge. Viele Bürger glauben, dass die Stadt in einzelnen Vierteln deshalb auf Bürger einer bestimmten Familienlinie besser hört.

So lang man sich erinnern kann, wird die Stadt beherrscht von sechs Familien, die ihre besonderen Kenntnisse für Technik und Handwerk zum Wohle aller für die Bewohner einsetzen. Dennoch gibt es seit geraumer Zeit Elemente, die gegen diese Herrschaft aufbegehren und behaupten, die Herrscherhäuser würden nicht ihr gänzliches Wissen preisgeben. Diese Rebellen haben in der weitläufigen Stadt ein leichtes, ihre versteckten Quartiere einzurichten und bei Bedarf schnell den Standort zu wechseln. Kinder, die in Familien von Rebellen geboren werden, erhalten nie eine Perle. Diese sogenannten Perlenlosen müssen sich so gänzlich auf ihre eigenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten verlassen, da sie nicht in der Lage sind, wie andere Stadtbewohner ihre Umgebung nach Bedarf zu verändern. Dafür scheinen die Perlenlosen aber aus ungeklärten Gründen wesentlich vitaler und ausdauernder als Perlenträger zu sein - zum Glück, da sie ja ohne Perle nicht durch die traditionelle Medizin der Stadt versorgt werden können.
So sind die Rebellen eine radikale Minderheit, während die meisten Stadtbewohner die Herrschaft der Familien selbstverständlich anerkennen.


Haus Paqat steht unangefochten an der Spitze der Macht. Diese Familie, angeführt von Patriarch Tadiyu Paqat, leitet mit sanfter Hand die Bestrebungen der anderen Häuser, erhebt verdiente Stadtbürger in verantwortungsvolle Posten und degradiert jene, die an diesen Aufgaben scheitern. Zudem ist Haus Paqat dafür verantwortlich, die in den Perlen gesammelten Erinnerungen der Bürger der Stadt zuzuführen.

Haus Rukhyan spielt eine der wichtigsten Rollen für den Zusammenhalt der Gesellschaft, denn es kümmert sich um die Perlen, die jeder Bewohner an seinem Körper trägt. In einer formellen Taufzeremonie innerhalb der ersten Wochen nach der Geburt erhält jedes Neugeborene nicht nur seinen Namen, auch wird ihm die eigene Perle eingesetzt und es somit in den Kreis der Stadtbürger aufgenommen. Für die glückliche Familie ist dies stets der Anlass für eine gebührende Feier. Neben der Vergabe der Perle ist das Haus für das Ernten zuständig. Die Matriarchin Iwa Rukhyan sorgt zugleich dafür, dass das Tragen einer Perle fast religiös verbrämt wird.
Wenn die Perle eines Bürgers gefüllt ist, muss dieser sich zu einem der Familienhauptquartiere begeben, wo seine Perle gegen eine leere ausgetauscht wird. In den ersten Tagen mit einer frischen Perle macht sich bemerkbar, dass der Bürger die üblichen Fertigkeiten wie die Manipulation der Stadt oder die Resistenz gegen den Nebel schwächer sind als sonst.
Die Perlenlosen grenzen sich auch in ihrer Namensgebung deutlich von den Stadtbewohnern ab. Da sie nicht die traditionelle Taufe erfahren haben, in denen ihnen Name und Perle gegeben werden, erhalten sie eher sachliche Namen wie Huy, Iska und Qinsa (Eins, Zwei und Drei), oder bekommen im Laufe ihrer Jugend Rufnamen, die ihre herausragenden Eigenschaften nennen, wie Matal (stark), Atoq (klug) oder Mauta (geschickt).

Haus Karka mag auf den ersten Blick als das mächtigste erscheinen, denn dessen Mitglieder haben die weitreichendsten Möglichkeiten, die Stadt nach ihrem Willen zu manipulieren. Die meisten Gebäude, in denen die Stadt selbständig Gebrauchsgegenstände herstellt oder Nahrung verarbeitet, wurden von der Familie Karka eingerichtet. Patriarchin Istir Karka hat zudem den aktuellen Stil geprägt, in dem die Stadt derzeit schillert: Als Gegenreaktion auf die unverschämte Aufsässigkeit der Rebellen zeigt die Architektur reichlich verzierte Fassaden und Innenräumen, dem irdischen Barock nicht unähnlich. Die Motive verherrlichen zumeist die Stadt, die sich über dem höllengleichen Nebel erhebt und ihre Bewohner in paradisischer Höhe schwelgen lässt. Stets sieht man Statuen der Anführer der sechs Familien, die in ihrer glorreichen Güte über dem dankbaren Volk stehen.

Haus Lullaki obliegen die zahlreichen Gewächshäuser und Farmen der Stadt. Diese sind streng abgeschottet sind durch Kuppeln und Schleusen, um die seltenen Hochstände des verändernden Nebels von den Gewächsen und Tieren fernzuhalten. Die Familie, geführt von den Zwillingen Patriarch Inriki und Matriarchin Hulya Lullaki bewacht zudem die gut gesicherten Tresore mit dem Saatgut, das ebenfalls nicht mit dem Nebel in Berührung kommen darf.

Haus Waqqay bekommen die meisten Stadtbewohner kaum zu Gesicht, sprechen aber voller Hochachtung von ihm. Unter der Weisung von Patriarch Alwirtu Waqqay unternehmen die Mitglieder dieser Familie regelmäßige Expeditionen in die Nebelregion unter dem Bergplateau, um das Wissen über die unwirtliche Welt jenseits zu erweitern. Von ihren Erkenntnissen erfährt aber lediglich Haus Paqat; unter allen anderen Bewohnern ranken sich wilde Gerüchte darum, was sich unter dem Nebel verbergen mag.

Haus Yachak ist die Familie der Ärzte, die von kleinen Wehwehchen bis hin zu schweren Krankheiten um das Wohlergehen der Stadtbewohner kümmern. Hinter vorgehaltener Hand sagt man, Haus Yachak wäre sogar in der Lage, durch den Nebel verursachte Veränderungen rückgängig zu machen. Bei besonders schweren Fällen oder der Behandlung besonderer Würdenträger lässt es sich Matriarchin Manuyla Yachak nicht nehmen, sich persönlich um Patienten zu kümmern.

Hartnäckig halten sich Gerüchte, anfänglich habe es eine siebte Familie gegeben, die eine wichtige Rolle in der frühen Historie der Stadt gespielt haben soll. Welche Funktion das aber genau gewesen oder wie diese Familie verschwunden sein soll, ist lediglich Quell wildester Geschichten, die mehr zur Unterhaltung denn der Wahrheitsfindung dienen. Viele vermuten sogar, dieses Ammenmärchen wäre allein ein plumper Plan der Rebellen, die Herrscherfamilien weiter zu diskreditieren.



Die wahre Geschichte der Welt
Die Welt des Tafelbergs war vor langer, inzwischen vergessener Zeit eine kleine Kolonie von der Erde. Allerdings zog der kleine Planet mit seiner üppigen Vegetation und flachen Meeren bald die Aufmerksamkeit einer anderen raumfahrenden Spezies an: die der schneckenartigen Churr. Diese Außerirdischen bedeckten die gesamte Welt mit einer Hagel aus kleinen Raketen, denen speziell gezüchtete Naniten entwichen, die diesen Ort xenoformen und so für die Churr bewohnbar machen sollte. Neben dieser Nanitenwolke, die alsbald den gesamten Planeten bedeckte, kamen auch eine Handvoll Ingenieure der Churr, um diesen Prozess zu überwachen und zu steuern.

Als einziges ragte der Tafelberg aus diesem Nebel heraus, so dass die Menschen sich dorthin retten konnten. Zum Glück für die terrestrischen Kolonisten vollzieht sich der Prozess des Xenoformings zudem entsprechend der Zeitwahrnehmung der Churr ungeheuer langsam. Zahllose menschliche Generationen kamen und gingen bereits, und ein Ende der Umwandlung ist noch immer nicht in Sicht.

Da Hilfe von Terra nicht rechtzeitig abzusehen war, fasste der damalige Gouverneur der Siedlung Gabriel Packard folgenden gewagten Entschluss: Da die Kolonisten selbst über Nanotechnologie verfügten, sollten diese so umprogrammiert werden, dass sie die Naniten der Churr neutralisieren und das Xenoforming so stoppen, wenn nicht sogar rückgängig machen. Dieses Vorhaben erwies sich aber als schwieriger als gedacht: für die Neuprogrammierung benötigte man menschliche DNA, aus der die Naniten dann die nötigen Lebensbedingungen selbst extrapolieren konnten. So entwickelten die Chefingenieure Gefäße von faustgroßen Perlen, die zusammen mit einem Biotech-Gehäuse in einen Wirt eingepflanzt wurden. Die DNA des Wirts setzte dann die Umprogrammierung der Churr-Naniten in Gang, die man zuvor in die Perle gegeben hatte.

Bald aber zeigte sich die nächste Hürde: Die Belastung, die der Wirtskörper so zu stemmen hatte, führte zu einer merklichen Abnahme von dessen Konstitution und Gesundheit; über Generationen hinweg sogar zu einer Abnahme der Potenz und Fruchtbarkeit. Diese Einschränkung der Lebensqualität der Stadtbürger und deren abnehmende Zahl nehmen die herrschenden Familien aber billigend in Kauf, während sie immer noch dem fernen großen Ziel entgegenstreben, das Xenoforming der Churr aufzuhalten. So erklärt sich auch die erhöhte Vitalität der Perlenlosen, die eigentlich nur auf dem Niveau eines normalen Menschen ist, der eben nicht von dem Transformationsprozess der eigenen DNA zu den Naniten geschwächt ist.

Auch die Stadt selbst besteht aus diesen Naniten, die zur Zeit der terrestrischen Kolonie die Gebäude und deren Funktion übernahmen. Durch den Umzug auf den Tafelberg konnte man durch Beigebung bereits umgewandelter Humano-Naniten dafür sorgen, dass die Gebäude eine für die Menschen lebensfreundliche Umgebung erschafft.
Die Geschichte von den Erinnerungen, die in den Perlen gespeichert und schließlich der Stadt zugeführt werden, ist eine Lüge. Den Häusern geht es lediglich um das beständige Sammeln von potenten Humano-Naniten, um den großen Plan zur Vertreibung der Churr voranzutreiben.

Alle Herrscherfamilien lassen sich zurückführen auf die Führungspersönlichkeiten der alten terranischen Kolonie vor der Ankunft der Churr. So ist der damalige Gouverneur Gabriel Packard der Urahn der Familie Paqat, während Haus Rukhyan und Haus Karka von den einstigen Chefingenieuren Melonie Richter und Dimitri Karkov abstammen. Diese leitende Funktion mit ihrem Spezialwissen wurde über die Generationen weitergegeben und –entwickelt und begründete so den selbstverständlichen Herrschaftsanspruch der einzelnen Familien. Mit diesem verfolgen sie auch weiterhin den alten Plan, die eigene Welt zurückzuerobern - auch wenn den einfachen Bewohnern diese Agenda nicht bekannt ist und diese sich schon seit langem in ihrem Alltag auf dem Tafelberg eingerichtet haben.

So beherbergt jedes Haus Geheimnisse, den restlichen Stadtbewohnern unbekannt sind und mitunter auf sehr rigorose Weise die Herrschaft der Familien und das große Ziel vorantreiben sollen. Einzig die Rebellen trauen sich derzeit, die Herrschaft der Familien zu hinterfragen und versuchen, hinter deren Geheimnisse zu kommen. Jede Erkenntnis über die besonderen Fähigkeiten der Häuser nutzen die Rebellen dann zu ihren eigenen Zwecken, um den wahren Plänen weiter auf die Spur zu kommen.


Die Geheimnisse der Häuser
Haus Paqat hortet in ausschweifenden Katakomben unter Stadt große Tanks mit den umgewandelten Humano-Naniten seit Beginn des großen Plans; in der anhaltenden Hoffnung, die Menge möge irgendwann ausreichen, um alle auf einmal auszusenden und das Churr-Xenoforming zu beenden. Zugleich weiß die Familie als einzige um die nötige Codierung der Naniten und ist so in der Lage, deren Funktion zu ihren Zwecken zu modifizieren. Auf diese Weise hält Haus Paqat die anderen Familien in Schach, indem sie bei Anzeichen von zu viel Machtfülle oder Umsturzversuchen gezielte Nanitenschwärme auf ausgewählte Mitglieder einer renitenten Familie aussendet. In letzter Zeit ist besonders Haus Karka unter genauer Beobachtung, denn als zweite Familie mit großem Wissen über die Möglichkeiten der Naniten ist sie sich ihrer Macht wohl bewusst.

Haus Rukhyan ist der wichtigste Baustein im großen Plan von Haus Paqat, indem es für den beständigen Nachschub an umgewandelten Naniten sorgt und sich um deren Einlagerung kümmert. Sie befüllen auch die so entleerten Perlen mit von Haus Waqqay geernteten Xeno-Naniten, bevor sie diese den ahnungslosen Stadtbewohnern wieder einsetzen. Diese neue Befüllung, durch die die Perle keine Naniten mit menschlicher DNA enthält, erklärt auch, dass die Einwirkung auf die Stadt im Anschluss schwerer fällt.
Hinter den Kulissen experimentiert die Familie stets mit der Ergiebigkeit der Nanitenwandlung, um auch die schrumpfende Bevölkerung zu kompensieren. Dass die Gesundheit und Fruchtbarkeit der Bürger dadurch weiter abnimmt, wird gerade von Haus Paqat billigend in Kauf genommen. Bei den Perlen, die die Mitglieder der herrschenden Familien tragen, ist der Erntegrad bewusst zurückgeschraubt, wennglich nicht gänzlich deaktiviert - denn die umgewandelten Humanonaniten sind zentral für die individuelle ärztliche Behandlung.
Zudem hat Haus Rukhyan großes Interesse an gefangenen Perlenlosen, da deren ausgebildetes Immunsystem die Implantation einer Perle üblicherweise abstößt. Gefangene werden von den Biotechnikern der Familie mit brutalen Experimenten unterzogen, wie man Perlen trotz des resistenten Immunabwehr einpflanzen kann.

Haus Lullaki hat große Bibliotheken mit Naniten, die die DNA der ursprünglichen Flora und Fauna vor Ankunft der Churr enthalten. Je nach Bedarf ist die Familie entweder in der Lage, Nutztiere mit rudimentärem humanoiden Verstand und Physiognomie auszustatten, wenn einfache Arbeitskraft vonnöten ist. Umgekehrt haben die Lullaki in der Vergangenheit in Notzeiten auch Bewohner zu einfältigem Schlachtvieh reduziert – wegen des anhaltenden Bevölkerungsschwunds ist dies aber schon seit Generationen nicht mehr geschehen.

Haus Karka arbeitet auch als Geheimpolizei, gerade bei der Suche nach Rebellen. Zum einen können Sie Stadtnaniten zu Abhöranlagen umändern; zum anderen nutzen Sie die Möglichkeit der Naniten zur Moleküländerung, um unliebsame Gefangene auf grausige Weise verschwinden zu lassen.

Haus Waqqay kümmert sich primär darum, den Nebel mit den Churr-Naniten sicher zu ernten und Haus Rukhyan für die Befüllung neuer Perlen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig unternimmt die Familie regelmäßig Expeditionen tief in die vernebelte Welt unterhalb des Tafelbergs. In schwerfälligen, mit Humano-Naniten gefüllten Schutzanzügen führen sie kleine Tanks der neuesten Generation von Humano-Naniten mit sich, um kleine Areale zu reinigen und so die Effektivität der eigenen Naniten zu testen. Wichtiger jedoch ist die Suche nach den wenigen Churr, die den Xenoforming-Prozess überwachen. In erbitterten Kämpfen versuchen die Forscher von Haus Waqqay die mehr oder weniger wehrhaften Eroberer auszuschalten, zum anderen gelingt es so immer wieder, Churr-Technologie zu erobern. Die Churr, die nicht nur aus Weich- und Schalenschnecken, sondern auch aus wesentlich agressivieren Raubschnecken bestehen, verstärken deshalb seit geraumer Zeit ihre Streitkräfte, so dass die Expeditionen von Haus Waqqay immer gefährlicher werden.

Haus Yachak muss sich gerade bei schweren Krankheiten oder Nebelmutationen auf die DNA-modifizierten Naniten verlassen, um so auf den Patienten zugeschnittene Behandlungen zu entwickeln. Zudem führen die Yachak auf Basis der Humano-Naniten alter Generationen schon seit längerem Klonexperimente durch. Zum einen will man so seelenlose Wirtskörper züchten, um weitere Naniten zu wandeln; zum anderen versucht man so, den Genpool der herrschenden Familien zu rejuvenieren. Allerdings gewährt Haus Paqat nur ausgewählten Zugriff auf die dafür nötigen Naniten aus ihren gigantischen Speichern; insbesondere Proben aus alten Generationen der Herrscherhäuser werden nur ungern herausgegeben.

Die sagenumwobene verlorene Familie gibt es tatsächlich: Haus Khuidanan lebt schon seit Generationen verborgen in den Katakomben, wo sie einen der ältesten und wertvollsten Schätze der Kolonie bewacht: Den demontierten Raumhafen aus der Zeit vor den Churr samt Raumschiffen. Familie Khuidanan lebt hier autark und geht nie an die Oberfläche. Haus Paqat hält regelmäßige Rücksprache mit der Familie über den Zustand der Raumschiffe und will auf jeden Fall vermeiden, dass die Stadtbewohner je von dieser Möglichkeit erfahren, den Planeten zu verlassen.


Hinter den Kulissen
Als Inspiration für die Namen habe ich mich des in Peru, Ecuador und Bolivien gesprochenen Quechua bedient - nicht ganz die Region, in der die Tafelberge der Orkenspalterwelt zu finden sind, aber immerhin Südamerika. Insbesondere die "verballhornten" europäischen Vornamen waren ein glücklicher Zufallsfand, der zum Ausdruck bringen soll, wie sich Sprache und Namen über Generationen verändern, bis niemand mehr den Ursprung kennt.

Die Optik, für diesen Artikel wild bei Wikimedia-Commons geplündert, integriert die Idee von Thomas Römer, das die Welt sich in einer Phase des Barock befinden soll. Leider arbeiten die Diskussionen auf YouTube auch dieses nette Detail nicht aus, stattdessen sehen erste Illustrationen nach generischem Fäntelalter aus und laden mangels Alleinstellungsmerkmal kaum zum Spielen ein.


Ein kurzer Rant
Inzwischen habe ich mir über dreißig Stunden lang auf YouTube angesehen, wie sich ein Spieldesigner, eine Moderatorin und deren Community unaufhörlich im Kreis drehen. Selbst in drei dieser Sitzungen, in der man sich gänzlich der Hybris hingibt und mal eben ein eigenes Regelsystem dazu auf die Beine stellen möchte, ist man bis auf eine 3W12-Median-Probe und die tollen Dinge, die man damit im Spiel und in der Downtime beeinflussen kann, nicht weit gekommen. Außer den genannten Würfeln nicht ein Wort dazu, wie Proben konkret funktionieren sollen oder welchen Zahlenraum sie verwenden. Aber nun ja, wenigstens haben wir ja ausgiebig die Wunschliste vorgebetet bekommen, welche grandiosen Effekte dies auslösen soll, und für den Weg dorthin muss man sich wohl ein "then, a miracle occurs" vorstellen.

Deshalb ein Vorschlag zur Güte, sollte eine/r der Beteiligten dies jemals zu Gesicht bekommen (was ich sehr bezweifle): So es nach Abschluss des Tafelberg-Weltenbaus eine Fortsetzung geben sollte, so teilt sie bitte auf in zwei separate Serien. Die Konzentration auf den eigentlichen Hintergrund einer Welt und anschließend die dedizierte, auf deren Stärken zugeschnittene Entwicklung passender Regeln könnte den Fokus bringen, den Demiurgoi 101 derzeit so schmerzlich vermissen lässt. Und ich empfehle für die bei Regelentwicklung anfallende Stochastik dringend den Einsatz von anydice.com.

Ich werde die Serie dennoch weiter verfolgen und hoffe, dass in den für 2023 angekündigten Spielsitzungen Thomas Römer als Spielleiter endlich die ganzen Geheimnisse und der Welt aus dem Hut zaubert, die er vielleicht abseits der Kamera unbemerkt im stillen Kämmerlein verfasst hat.


Bildnachweise
"Mt Kukenan in Venezuela", "Interior de la Catedral de Cádiz", "San Carlo alle Quattro Fontane - Front", "Treppenhaus Weißenstein", "Chiesa di San Nicola alla Carità", "Sant'Agnese in Agone - Piazza Nanona" - allesamt über Wikimedia Commons


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