Karneval der Rollenspielblogs: Ruinen

01.06.2017
Seit der Karneval der Rollenspielblogs ins Leben gerufen wurde, versuche ich jedes Kalenderjahr ein Thema zu moderieren. Nach meinen bisherigen Erfahrungen bieten kurze, prägnante Schlagworte eine gute Grundlage für spielbares Material; und so habe ich mich diesmal für den Begriff „Ruinen“ entschieden.

Ruinen sind die letzten Überreste menschlicher Bauwerke, Zeugen vergangener Schöpfungskraft und Sinnbild von Vergänglichkeit. Im Rollenspiel begegnen sie uns immer wieder als Abenteuerschauplatz, sei es als Behausung zwielichtiger Gestalten oder Fundort vergessener Geheimnisse. Sind Ruinen aber wirklich nur die willkürlich zusammengewürfelte Bühne des eigentlichen Abenteuers, oder steckt noch mehr dahinter?


  • Ruinen sind die Zeugen alter Kulturen. In Aventurien finden sich noch immer Bauwerke aus den Zeitaltern der Echsen oder Trolle. Im Universum von Star Wars beherbergt Boz Pity die Überreste einer Riesenkultur, auf Korriban werden die alten Grabmäler der Sith von ihren Jüngern noch immer in Ehren gehalten. Mittelerde kennt die Ruinen des vom Hexenkönig besiegten Königreichs Arnor, wie etwa die Hauptstadt Fornost oder den Wachturm von Amon Sul. In Lovecrafts Geschichten zeugen die versunkene Stadt R’lyeh oder das Plateau von Leng von der Präsenz längst entschwundener, uralter Wesen. Und in Ägypten oder Italien ziehen die Trümmer alter Weltreiche bis heute Touristen und Forscher an.

    Und wenn, wie in den letzten Jahren geschehen bei den Buddha-Statuen von Bamiyan oder der Stadt Palmyra, solche steinernen Vermächtnisse vernichtet werden, so ist es, als ob diese Kulturen nie existiert hätten.


     
  • Ruinen entstehen durch Konflikte und Naturkatastrophen. Die Eisenlande in 7te See sind nach dem Krieg des Kreuzes ein schlammiges Ödland, in dem kaum noch ein Stein auf dem anderen steht. In Aventurien ging das alte Havena in einer großen Flut unter, Arivor fiel dem Sternenfall zum Opfer. Auch in Shadowrun sind große Teile der Hamburger Altstadt vom Meer überspült worden. Die Städte Pompeji und Herculaneum wurden nach 800 Jahren der Inaktivität von den Lavamassen des Vesuv begraben.
     
  • Ruinen entstehen, wenn Gebäude schlicht aufgegeben werden. Für sogenannten Stadtverfall gibt es etliche Beispiele in unserer realen Welt: die Geisterstadt Prypjat bei Tschernobyl, das unvollendete KdF-Bad Rügen bei Prora auf Rügen, die City Hall U-Bahnstation in New York oder das Tal der Mühlen bei Sorrento. In der Metropole Detroit wurden aufgrund des wirtschaftlichen Niedergangs Stadtteile einfach verlassen.


     
  • Ruinen wollen gefunden und erforscht werden. Heinrich Schliemann hatte sich der Entdeckung Trojas verschrieben, Robert Koldewey legte große Teile von Babylon frei. In der Welt von Earthdawn war Parlainth, die ehemalige Hauptstadt der Provinz Barsaive, über lange Jahre verschollen und wurde erst von einer mutigen Gruppe Abenteurer entdeckt.
     

     
  • Ruinen bleiben in ihrem zerstörten Zustand erhalten und dienen als Mahnmal für spätere Generationen. In Berlin wurde die Turmruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche („Hohler Zahn“) zum Mahnmal für den Frieden umgewidmet, in Hamburg erinnert die ehemalige Hauptkirche St. Nikolai an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.
     
  • Ruinen werden aufs Neue aufgebaut. In Aventurien ist das Praios-Heiligtum der Stadt des Lichts, vernichtet durch den Absturz einer Fliegenden Festung im Jahr des Feuers, bereits teilweise wieder hergerichtet. In unserer realen Welt erstrahlt nach Jahren als Trümmerhaufen die Dresdner Frauenkirche wieder im neuen Glanz. In Mostar verbindet die Alte Brücke erneut Ost und West der Stadt. Und im Berliner Zentrum wird derzeit das Stadtschloss wieder errichtet, nachdem das ursprüngliche, ausgebrannte Gebäude 1950 gesprengt worden war.
     

     
  • Ruinen dienen als Unterschlupf. In Star Wars versteckt sich die Rebellenallianz in den alten Massassi Ruinen auf Yavin 4, in postapokalyptischen Szenarien verkriechen sich die Überlebenden in den Trümmern ihrer Zivilisation. Und nicht zuletzt ist dies doch der Zusammenhang, in dem uns Ruinen im Rollenspiel zumeist begegnen: Als Unterschlupf für Schurken, Monster und Gesindel.
     

Ihr könnt auf eure Artikel entweder im dazugehörigen Thread des Forums der Rollenspielblogs oder in den Kommentaren dieses Eröffnungsbeitrags hinweisen. Nach Ablauf des Monats werde ich hier auf Spiele Im Kopf eine Zusammenfassung über alle Beiträge bereitstellen. Ich bin gespannt auf eure Artikel!



Bildquellen
Zerstörung von Palmyra (Ausschnitt), via www.zeit.de
Mühlental (Ausschnitt), Tourism Media via www.expedia.de
"Parlainth the Forgotten City" (Ausschnitt), Les Edwards/Fasa Corporation 1994
Dresdner Frauenkirche, via www.frauenkirche-dresden.de
Massassi Ruinen auf Yavin 4, via www.starwars.com

3 Kommentare:

Greifenklaue hat gesagt…

Spannende Ideen soweit.

Der Link bei City Hall U-Bahnstation in New York ist falsch.

Klaus hat gesagt…

Danke, ist verbessert. Ich hoffe ja, aus dem Stichwort "Mahnmal" einen Artikel herausbekommen zu können und wälze gerade Ideen.

Bloo hat gesagt…

Interessantes Thema!
Da ich im RSP-Forum noch nciht freigeschaltet bin lass ich dir meinen Beitrag mal hier da:
https://blootastisches.wordpress.com/2017/06/10/die-ruinen-des-rattenkoenigs/

Bloo :)

Kommentar veröffentlichen