Solospiel Teil 2: Puzzeln

20.08.2012
Inspiriert von der Nennung des Solitärspiels Freitag auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres 2012 habe ich vor einiger Zeit begonnen, mir viel zu viele Gedanken über Solovarianten zu machen. Der erste Teil meiner Überlegungen befasste sich mit den Möglichkeiten, die fehlenden Mitspieler durch Mechanismen einer Gegner-KI zu ersetzen.

Im zweiten Teil dieser Serie widme ich mich nun Spielen, bei denen die einzelnen Teilnehmer zumeist unabhängig voneinander agieren und eine Solovariante sich fast aufdrängt.


Die Jagd nach dem Highscore
Gerade Legespiele nehmen oft die Form von Puzzeln an, bei denen jeder Spieler für sich eine spezielle vom Spiel vorgegebenen Aufgabe zu lösen hat. Einzige Ressource sind hierbei die einzelnen Elemente sowie deren Lage zueinander, wobei die jeweiligen Teile durchaus für jeden Spieler separat, aber auch auch für die gesamte Gruppe verfügbar sein können. Einzelne Runden enden - mitunter nach einem festen Zeitlimit - mit dem Vergleich unter den Spielern, wer die gestellte Aufgabe als erster oder als bester gelöst hat.
Der Weg zu einer zusätzlichen Solovariante fällt damit leicht: Statt gegen andere Mitspieler antreten, geht man einfach allein auf die Jagd nach der persönlichen Bestleistung.


Formen und Farben
So muss in Fits jeder Spieler eine Reihe von Spielsteinen in diversen Formen - Tetris lässt offensichtlich grüßen - über eine abgeschrägte Spieltafel möglichst geschlossen von oben nach unten herabfallen lassen. Ein Verschieben auf dem Weg nach unten ist dabei nicht möglich. Die Reihenfolge der Steine bestimmen für alle Spieler nacheinander aufgedeckte Baukarten. Sind alle Spielsteine eingesetzt, erhält man Punkte für ganze Reihen und Bonusfelder, Minusfelder und noch sichtbare Bonussymbole schlagen negativ zu Buche.
In der Solitärvariante muss man Tafeln 1 bis 4 durchspielen und anschließend seine Punkte zählen. Eine hilfreiche Skala in 5er-Schritten bis zu einem Maximum von 30 Punkten hilft, die eigene Leistung einzuschätzen.

Ähnlich funktioniert auch Bits vom gleichen Autor. Statt der Tetris-artigen Steine fallen die abgeschrägte Tafel nun zweigeteilte farbige Spielsteine herab. Drei Arten von Aufgabenkarten geben vor, welche Form in einer Farbe gebildet oder verhindert werden muss; über drei Runden liegen 1, 2 und zuletzt 3 solcher Karten aus. Baukarten bestimmen auch hier die Reihenfolge, in der die Spielsteine eingesetzt werden.
Die Solitärvariante besteht aus 3 Durchgängen, die Endwertung nutzt die gleiche Skala wie das oben beschriebene Fits.


Landschaftsbau
Auch bei Mondo hat jeder Spieler ein Tableau vor sich liegen, auf dem er eine zusammenhängende Landmasse mit vorgedruckten Rändern bauen soll. Gegen eine Zeituhr suchen alle Spieler in einem gemeinsamen Vorrat unter doppelseitig bedruckten Plättchen die passende für ihr Spielfeld heraus. Dabei dürfen sie aber immer nur eines in der Hand halten, und was einmal auf dem eigenen Feld liegt, bleibt auch so liegen.
Bei der Wertung belohnt Mondo abgeschlossene Areale wie etwa Wälder oder Wüsten, die Anzahl der Tiere auf der eigenen Welt oder erfüllte Sonderaufgaben wie die meisten Tiere einer Region. Abzüge erhält man für Anschlussfehler beim Arealtyp angrenzender Plättchen, Vulkane und nicht erfüllte Aufgaben.
In der Solovariante werden im Vorfeld vier zufällig gezogenen Plättchen auf vorgegebenen Feldern des eigenen Tableaus eingesetzt, bevor die eigentliche Partie beginnt. Bei der Wertung nach Ablauf der Spielzeit werden Pluspunkte aus dem Grundspiel komplett ignoriert, statt dessen zählen nur die Minuspunkte durch Anschlussfehler, leere Felder und Vulkane. Im Gegensatz zu anderen Legespielen definiert Mondo klar die Niederlage: Abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad darf die Zahl der Minuspunkte maximal zwischen -1 und -3 betragen.

In Uluru - Tumult am Ayers Rock sind die Spieler aufgefordert, etwas abstrakter zu denken. 8 verschiedenfarbige Figuren von Traumvögeln sollen auf dem eigenen Brett platziert werden; 8 Wunschkarten geben dabei an, ob Vögel zwei bestimmter Farben nebeneinander, gegenüber oder entfernt voneinander, in Gruppen oder an der kurzen bzw. langen Seite des Bretts gesetzt werden sollen.
Ist die von einer Sanduhr vorgegebene Zeit verronnen, werden die einzelnen Aufgaben ausgewertet. Jede fehlerhafte Platzierung gibt 1 Minuspunkt. Nach 6 derartigen Runden ist eine Partie vorbei und der Spieler mit den wenigsten Minuspunkten gewinnt.
Die Variante für das Solitärspiel liegt nahe: Ein Spieler alleine versucht, die acht Aufgaben innerhalb der gegebenen Zeit mit möglichst wenig Minuspunkten zu erfüllen.


Zahlenreihen
Noch abstrakter geht es in Legespielen zu, die die auf den Karten aufgedruckten Punkte werten. So umfasst Robot Master Karten mit Werten von 0 bis 5, die entweder zwei Spieler oder vier Spieler in zwei Teams abwechselnd zu einem Raster von 5 mal 5 Karten zusammenlegen. Anschließend wertet ein Spieler bzw. Team nur die Spalten, der andere die Zeilen. Die aufgedruckten Punkte ist so eine Reihe immer wert, gleichartige Roboter allerdings geben Extrapunkte oder einen steigenden Multiplikator. Die höchste Punktzahl bringt den Sieg.
Im Solospiel legt man schlicht alle 25 Karten alleine und wertet - wie so oft bei Autor Reiner Knizia - ausschließlich die Zeile oder Spalte mit dem niedrigsten Wert.

Bei Topas, ebenfalls von Knizia, müssen zweigeteilte Karten aneinandergelegt werden, deren Hälften 1 bis 3 Edelsteine in jeweils einer von vier Farben zeigen. Liegen bei einer neu angelegten Karte zwei gleiche Farben nebeneinander, so erhält der entsprechende Spieler Punkte für die Gesamtzahl aller Steine in einer Reihe dieser Farbe. Dabei dürfen allerdings nie mehr als sieben Edelsteine in einer solchen Gruppe zusammenkommen. Eine Partie endet nach 7 Runden und somit 7 Karten pro Spieler; derjenige mit den meisten Punkten gewinnt.
Als Solospieler legt man viermal hintereinander eine Auslage mit je 7 Karten, die wie im Grundspiel nach jedem Legen gewertet wird. Wie schon beim oben beschriebenen Robot Master darf man auch hier nur die niedrigste der vier als endgültiges Spielergebnis nehmen.


Weg mit den Karten
Bei Big Five - wieder ein Knizia - als letztem Beispiel schließlich muss ein Muster aus Karten mit fünf verschiedenen Tieren auf jeweils fünf verschiedenfarbigen Hintergründen gebildet werden. Ein Spieler darf in seinem Zug beliebig viele Karten an die schon ausliegenden ergänzen, solange dabei in einer Reihe nur eine Tierart oder nur eine Hintergrundfarbe zu sehen ist. Legt man dabei das 4. oder 5. Tier in eine Reihe, darf man zusätzlich noch Karten von seinem Zugstapel ablegen. Der erste Spieler, der keine Karten mehr in der Hand oder im Zugstapel hat, ist Sieger.
Die Solovariante gestaltet sich um einiges komplexer als das Grundspiel. Von seinen 5 Handkarten muss der Spieler jede Runde mindestens 3 auslegen, sonst müssen 2 Karten auf einen separaten Ablagestapel gelegt werden. Das 4. und 5. Tier in einer Reihe erlaubt hier, wieder Karten aus diesem Ablagestapel zu entfernen. Ist der eigene Zugstapel schließlich leer, so gibt jede Karte im Ablagestapel 1 Minuspunkt.


Ein Exkurs: Legen heisst nicht gleich jeder für sich
Obwohl die oben beschriebenen Spiele allesamt Legespiele sind, heisst dies nicht zwangsläufig, dass alle Legespiele sich in gleichem Masse in eine Solovariante umwandeln lassen. Denn ein weiteres Element ist bei den aufgeführten Beispielen essentiell: Bei keinem von ihnen kann man Einfluss auf die anderen Mitspieler nehmen. Sobald eine weitere Ressource ins Spiel kommt, deren Verfügbarkeit Auswirkung auf das Spiel der anderen hat, müsste dies von separaten Mechanismen für ein Solitärspiel abgefangen werden.

So liegen die in Alhambra erworbenen Palastteile letztendlich zwar nur auf dem eigenen Tableau, im Vorfeld konkurrieren die einzelnen Spieler aber um die begrenzte Auslage der verschiedenen Währungen, die für den eigentlichen Kauf nötig sind.

Auch bei Carcassone ziehen alle Spieler zufällig ein Plättchen, das der entstehenden Landschaft hinzugefügt werden muss, allerdings setzt man auch im Anschluß eine eigene Figur, die damit einen Landstrich besetzt und für andere unwiderruflich blockiert.


Fortsetzung folgt
Auch bei den Legespielen gibt es noch andere Beispiele für existierende Solovarianten, die obige Auswahl sollte diese Variante des Solitärspiels aber bereits ausreichend erleutert haben. Der nächste Artikel wird sich mit Solospielen beschäftigen, bei denen Mechanismen und Regeln den Spieler durch ein fixes Ende einschränken.


Solospiel - Die Artikelserie
Teil 1 - Die Gegner-Ki
Teil 2 - Jeder für sich geht auch allein
Teil 3 - Das feste Ende
Teil 4 - Mögliche Adaptionen