Karneval der Seuchen: Die Beiträge

26.04.2020
Fast einen Monat liegt nun der Karneval der Rollenspielblogs zum Thema „Seuchen und Krankheiten“ zurück, der durch die aktuellen Ereignisse einer noch lange nicht eingedämmten Pandemie einen zunehmend schalen Beigeschmack erhalten hat. Dennoch lohnt sich der genauere Blick zurück auf die wenigen Beiträge.


Medienschauen
Den Auftakt zum Seuchenkarneval lieferten einige Blicke zurück, denn viele passende Beiträge sind oft schon lange vor einem Karnevalsmonat entstanden. Dnalors Medienschau listet zahlreiche interessante Artikel aus anderen Quellen, die einen großen Bogen schlagen über Krankheitsverbreiter, die Darstellung von Krankheiten in anderen Medien, Verschwörungstheorien oder die literarische Verarbeitung von Todesfällen in der Familie.

Bei der Medienschau des Würfelhelden, der schon seit langem umfangreiche im Bereich Rollenspiel und Romane rezensiert, findet sich dementsprechend eine erkleckliche Liste derartiger Besprechungen. Aus Rollenspielsicht sind sicher die Rezensionen Degenesis: Rebirth und dem inzwischen überholten Shadowrun 5 interessant, mehr Lesestoff bieten aber die Besprechungen der Reihen Zombie Zone Germany und Totes Land.

Eigentlich gar kein Beitrag zum Seuchenkarneval, aber im Angesicht der parallel wütenden Pandemie durchaus passend, beschäftigt sich der DorpCast #155 "Ja gut. Und jetzt?" ab Abschnitt 0:34:02  mit den Möglichkeiten des Rollenspiels während der sozialen Isolation.


Orte des Siechtums
Wie so oft bei seinen Karnevalsbeiträgen erforscht dnalor das Riesland von Rashazar, um diesmal die Stadt Rimtheym zu beschreiben. Die sogenannte Stadt der tausend kranken Lungen liegt in der nördlichen Taiga am Rand zum Ewigen Eis, wird aber durch vulkanische Aktivität und Geysire ganzjährig erwärmt. Den Preis zahlen die Bewohner der Siedlung mit durch die ständige Wolke von giftigen Dämpfen, die die Luft vergiften, wobei der beständige Dreck in der Stadt die Lage noch verschlimmert.
Diesen Aspekt von Krankheiten hatte ich bei meiner Ausschreibung gänzlich übersehen: Nicht nur Erreger können den Körper krank machen, sondern schlicht auch eine schädliche Umgebung. Wirklich interessant wird Rimtheym aber durch den mysteriösen Steinkoloss in seinem Zentrum, um den sich etliche Legenden ranken.

Ich selbst wende mich auf hier auf Spiele im Kopf zu meinem Lieblingssetting Earthdawn zu, indem ich drei Varianten eines Pestbaums ausgearbeitet habe. Die Variante des Seuchenherds mit den arg willkürlich zusammengewürfelten Krankheiten erscheint mir im Nachhinein etwas oberflächlich, aber insgesamt ist der Artikel wohl besser als meine erste Idee. Da wollte ich in einem weiteren Szenario für meine Savage-Worlds-Adaption von Captain Future ein Szenario schreiben, das die Idee der mysteriösen Krankheit, die die Menschen eigentlich nur durch Bestrahlung zurück in Affen verwandelt (aus Der Weltraumherrscher (Buch) bzw. Der Herrscher von Megara (TV)) ins Gegenteil verkehren und die Opfer auf letztlich tödliche Weise sich weiter entwickeln lassen.


Fantastische Krankheiten
In einem weiteren Rakshazar-Beitrag beschreibt Dnalor die Krankheit der Fäule, ein Gottesfluch, der über ein ganzes Zwergenvolk verhängt wurde. Wirklich interessant finde ich hier den ausführlichen Blick hinter die Kulissen, wie bei der Arbeit am Riesland die ersten Ideen dazu aufkamen und was letztlich daraus geworden ist.

Belchion wirft einen genaueren Blick auf eine Krankheit, die vielleicht nie eine gewesen ist: den Veitstanz. Seine Implikationen fürs Rollenspiel, die dadurch die üblichen magischen und andere Heilversuche erschweren oder unmöglich machen, sind ein kleiner aber feiner Aufhänger für längere Abenteuer.


Schutz und Heilung
Auch in Seuchen und Krankheiten steckt stets ein Keim der Hoffnung auf die Genesung, die dann auch die meisten Artikel dieses Karnevals auf sich vereinte.

d6ideas haben zum Jahresende 2019 zwar ihren Abschied vom Rollenspielkarneval erklärt, dennoch passt ihr monatlicher Beitrag zur Serie "10 zum 10." erstaunlich gut zum Seuchenkarneval. Allerdings beweisen die "10 Dinge, die ein Pharmakonzern geheim halten will", dass auch ein Konzern, der sich der Medikamentenproduktion verschrieben hat, auch jenseits der pharmazeutischen Details interessant sein kann.

Dnalor macht einen weiteren Rundumschlag und betrachtet verschiedene Orte der Genesung: Tempel von Heilungsgottheiten, Doktoren, Spitäler und Quarantäneinseln. Daraus erwachsen noch zwei weitere Artikel: ein Pestdoktor für die Systeme Dungeonslayers und Beutelschneider sowie der etwas kompetentere Dokorvater.

Belchion liefert ebenfalls einen weiteren Beitrag, der eine Schutzheilige erörtert, die ironischerweise den Namen der zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen wütenden Pandemie trägt: St. Corona - ursprünglich eine Beschützerin gegen Tierseuchen.





Wenn die Realität die Fiktion einholt

Als mir Ende Februar dieses Jahres die Idee kam, „Seuchen und Krankheiten“ zum Karnevalsthema zu machen, war die Inspiration dazu natürlich die in der Volksrepublik China wütende COVID-19-Epidemie, bei der die Stadt Wuhan und sogar die gesamte Provinz Hubei unter eine radikale Quarantäne gestellt wurden. Gefühlt war dieses Ereignis aber von Deutschland noch immens weit entfernt, auch wenn zu diesem Zeitpunkt bereits ein erkranktes Ehepaar mit ausgiebigen Sozialkontakten im nordrhein-westfälischen Heinsberg identifiziert worden war und sich in Italien eine rasche Ausbreitung abzeichnete.

Und dann ging alles Knall auf Fall.

Mitte März war die Zahl der Infizierten in Deutschland und Europa bekanntlich schon so weit angestiegen, dass die Politik das öffentliche Leben zum Erliegen brachte. Geschlossene Läden, geschlossene Kitas und Schulen (was ich persönlich mit Zwillingen in der 5. Klasse ausgiebig zu spüren bekam), eingeschränkte Produktion in etlichen Branchen.

Uns Rollenspieler wurden die Maßnahmen durch ein Ereignis besonders vor Augen geführt, wurde doch nur einen Tag vor dem lange angekündigten Termin der Gratisrollenspieltag zum 14.03.2020 vom Großteil der Veranstalter abgesagt. Kurz nach der Aufforderung durch die Organisatoren selbst ging auch ein Liveticker auf PnPNews online, bei dem sich innerhalb kurzer Zeit die Absagen häuften. Dennoch war dies kein Grund zu verzagen, denn schließlich konnte man den GRT auch online abhalten, und auch insgesamt sorgte die Zahl der (geplanten) Veranstaltungen für einen neuen Rekord.

Zum Zeitpunkt, da ich endlich diese Zeilen verfasse, liegen in Deutschland bereits fünf Wochen der Isolierung hinter uns, mit ersten zaghaften Bemühungen, das öffentliche Leben wieder behutsam in eine Art Alltag zurückzuführen. Somit wird das Thema „Seuchen und Krankheiten“ uns alle wohl noch etliche Wochen und Monaten begleiten, bis endlich ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 vorliegt. Auch uns Rollenspieler werden die Einschränkungen weiter begleiten, während viele von uns (mich eingeschlossen) nun die Möglichkeiten und Beschränkungen des Online-Rollenspiels ausloten oder dank langjähriger Erfahrung routiniert fortführen. Jedenfalls wird man sich an den März 2020 noch lange erinnern.


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