[WinterOPC 2021] Ein Jahr in Strixhaven

25.03.2022

 Zum Jubiläum des zehnten WinterOPC schlägt dieser Kreativwettbewerb einen Bogen zu seinen Anfängen und schließt den Kreis der vier Jahreszeiten, von denen drei auch schon das Thema der ersten Ausgaben waren. Mit Müh und Not habe ich für alle vier einen Beitrag zusammenschustern können, und habe dabei erneut auf der zahlreichen Welten zu DnD 5e zurückgriffen: Das zu diesem Zeitpunkt druckfrische Strixhaven.


Erste Gedanken und zurück ans Reißbrett
Mein allererster Gedanke war allerdings, zu einem typischen Feiertag jeder der vier Jahreszeiten ein eigenes kleines Spiel zu entwickeln. Eine erste Wikipedia-Recherche brachte auch interessante Feste hervor wie etwa Holi oder die Walpurgisnacht, aber insgesamt fand ich zu wenig mythologischen Unterbau, um daraus interessante Konflikte und Ziele für ein Spiel zu basteln.

So griff ich wie schon in vorigen Jahren auf das bewährte DnD 5e zurück, dass erst Anfang Dezember mit Strixhaven: A Curriculum of Chaos ein neues Quellenbuch veröffentlich hatte. Inzwischen die dritte offizielle Adaption eines Settings aus Magic: The Gathering, beschreibt Strixhaven die gleichnamige Magier-Universität, die von allen Ebenen des DnD-Universums aus zugänglich sein soll. Und da der Stundenplan von Studenten ja recht reglementiert ist, beschloss ich, für jede Jahreszeit ein kurzes Szenario zu entwerfen, dass jeweils in eine größere Handlung eingebunden werden kann. Die Grundzüge waren schnell gefunden, die Details brauchten aber mal wieder etwas länger.


Sommer: Erstsemester
Mein Jahr von Beiträgen sollte analog dem Schuljahresverlauf mit dem Sommer beginnen, in dem die neuen Studenten an der Universität eintrudeln. Ein solcher Neuling sollte auch von Anfang an den Kern des Szenarios darstellen, indem er aus einer eher primitiven Umgebung stammt und sich in der geordneten Welt von Strixhaven überhauptet nicht zurecht findet - was auch durchaus in hilflosen Zornesausbrüchen münden sollte.

Dazu erschien mir ein blutjunger Ogermagus am geeignetsten, verbinden diese doch elegant rohe Kraft und magisches Talent, während deren eigene Kultur einen krassen Gegensatz zu der Magieuniversität darstellt. Als ich dann aber das Monster Manual wälzte, um die entsprechenden Spielwerte zu ergründen, stellte ich überrascht fest, dass diese zauberkundigen Oger mit der jüngsten Edition in den Oni aufgegangen waren, grimmigen Dämonen aus der japanischen Mythologie. Da zudem die Monsterbeschreibung diese als recht zivilisiert und gerissen darstellt, kam ein Oni als verwirrter Erstsemestler für mich nicht mehr in Frage.

 


So habe ich also notgedrungen das Monster Manual weiter durchstöbert nach magiekundigen Ungeheuern, ohne das sich wirklich eines als ideale Wahl aufgedrängt hätte. Am ansprechendsten waren noch die Kobolde, deren Zauberer ja insbesondere durch den Zusatzband Volo's Guide to Monsters vertieft wurden - allerdings kennt die Welt von Magic bereits diverse Inkarnationen von Goblins, so dass ein verwirrter Kobold bei seiner Ankunft in Strixhaven wohhl kaum für Aufsehen sorgte. Also habe ich aus einer Laune heraus einen ganzen Koboldstamm mit einem der abstrusesten Monstren von DnD, dem Gallertwürfel (ernsthaft, der hat die stete Gestalt eines regelmäßigen Hexaeders?!) vermischt, der trotz seiner Zersetzung noch einen kollektiven Geist inmitten des Gallert erhalten konnte.

Herausgekommen ist auf so auf jeden Fall ein einzigartiger Neuankömmling, aber die Hälfte des Sommerbeitrags wurde auch eingenommen von den trockenen Monsterwerten. Als wirklicheinzigartiger Freund und Verbündeter ist der Würfel aber vielleicht einen genaueren Blick wert.


Frühling: Schluckauf
Das Spiel des Magierturm (eigentlich nur eine behutsam angepasste Variante des American Football) bekommt sowohl im Magic-Kartenset als auch in dem DnD-Quellenbuch einiges an Aufmerksamkeit, sollen die Spieler doch in der Buchkampagne an einem dieser Turniere teilnehmen. Entsprechend der Klischees des amerikanischen Collegesports drängte sich da direkt auf, einen der gängigen Streiche umzusetzen.

 



So war auch meine erste Idee, dass eine Gruppe das Maksottchen eines anderen Hauses entführt - nur um dann von dem Quellenbuch belehrt zu werden, dass diese Maskottchen während der Partie tatsächlich die Spielbälle darstellen. Also wechselte ich zu einem Szenario, bei dem mit tolldreisten Mitteln geschummelt werden soll: Wenn man das ins Ziel zu tragende Maskottchen auf magischem Wege vervielfältigt, wird der Gegner kaum alle aufhalten und so genügend über Ziellinie gelangen können, um das Spiel zu gewinnen. Natürlich wirkt der Zauber nicht wie gewünscht und die Maskottchen vervielfältigen sich unkontrolliert auf dem ganzen Campus.


Aus Zeitmangel - der Abgabetermin war nicht mehr fern - habe ich die Auswirkungen der zunehmenden unkontrollierten Vermehrung auf dem Campus leider sehr kurz gehalten. Auch wenn das Quellenbuch nur wenige detaillierte Beschreibungen bestimmter Gebäude liefert, so sind die Nachbarschaften des Übungsfeldes oder Verbindungen zu den individuellen Colleges doch ausreichend genau festgelegt, dass ich mit etwas mehr Muße die Ausbreitung der Kopien stärker hätte strukturieren können. So beschränkt sich mein Text vor allem auf die Ursache des mißglückten Zaubers und die möglichen Gegenmittel.


Winter: Kaltfeuer
Mit diesem Beitrag habe ich mich am schwersten getan. Eine Exkursion als typisches Element eines Schuljahrs stand von Anfang an fest, und eigentlich hätte ich auch gerne die Historiker/Archäologen des Kundhort-College in den Mittelpunkt gestellt. Allerdings fand ich dazu keine Verbindung zum Thema "Winter", so dass ich schlicht den Ausflug in eine der verschneiten Bergregionen der Umgebung in den Mittelpunkt stellte. Magic-Karten und Quellenbuch offerierten zum Glück ein interessantes Phänomen, dass es in dieser Wildnis zu erkunden gälte: Einen der zahlreichen Manaknoten, in dem eigentlich gegensätzliche magische Kraft ineinander verwoben ist. Der entsprechende Siedefrost-Knoten passte dann auch am besten zu einem Winter-Szenario.

 



Auch der Rest war eher notdürftig aus anderen Elementen zusammengeklaubt: Um über mehr über diesen Zusammenschluss von Widersprüchen zu erfahren, fügte ich eine Personifikation dieses Phänomens hinzu, die es zu befragen gilt. Für die Spielwerte konnte ich zum Glück auf den Blistercoil Weird aus dem Ravnica-Quellenbuch zurückgreifen, der bereits eine magisch forcierte Kombination gegensetzlicher Elemente ist.



Frühling: Prüfungsangst
Bei einer Reihe von Schulszenarien darf eine Abschlußprüfung nicht fehlen, zumal die Regeln des Quellenbuchs diese spröde nur auf diverse Probenwürfe reduzieren. Das auch hier mit magischen Mitteln geschummelt werden soll, stand gleich fest: Entweder sollte ein schlecht vorbereiteter Schüler die Zeit ganz anhalten, oder diese in einer Schleife nach Bedarf in die Länge ziehen, so dass er doch noch seine Prüfung mit guten Ergebnissen abschließen kann. Auch der Grund, warum dies letztlich katastrophal fehlschlägt, war dank der Magickarte "Division durch Null" schnell gefunden.

 


So entstand das Konzepts eines Schülers, der sich sein eigenes Scheitern - die Null, die den Zauber unberechnbar werden lässt, ist sein eigenes Wissen um das Prüfungsthema - erst eingestehen muss, damit die Schleife enden kann. Dieser Beitrag gefällt mir von den vieren am besten, im Nachhinein denke ich aber auch hier, dass ich mit etwas mehr Muße sicher die Effekte der Zeitschleife für die darin Gefangenen noch besser hätte ausbauen können.


Zu wenig statt zu viel
Zum ersten Mal seit ich beim WinterOPC sah ich mich bei meinen Beiträgen mit einem ungewohnten Problem konfrontiert: Meine vorbereiteten Texte bestanden allesamt aus zu wenig Text, nicht wie sonst zu viel. So musste ich nicht wie sonst kürzen und mit geschickten Trennzeichen silbenweise um jeden Zeilenumbruch feilschen, sondern sah mich genötigt, durch sehr großzügige Textgröße und -abstände die Seite halbwegs stimmmig auszufüllen.

Letztlich bin ich selber schuld: Nachdem ich fast den ganzen Dezember nach möglichen Strixhaven Szenarien für die vier Jahreszeiten gebrütet hatte, setzte ich mich erst eine Woche vor Abgabefrist an die Tastatur. Dass währenddessen auch die Vorbereitungen zum Jahresabschluss bei meinem Arbeitgeber meine Zeit beanspruchten, machte die Sache nicht einfacher. Immerhin habe ich noch an einem Abend für jeden Beitrag eine Illustration anfertigen können, auch wenn ich diese gerne noch koloriert hätte, um die konsequenten Farbkombinationen der konkurrierenden Magic-Manafarben, die sich durch das Strixhaven-Set ziehen, ebenfalls einzufangen.


Ein Dank an die Veranstalter
Auch wenn das Jubiläum des zehnten WinterOPC mit dem überraschenden Verlust des Mitbegründers Ingo "Greifenklaue" Schulze zunächst ein tragisches Vorzeichen erhielt, so hat doch die federführende Leitung des Wettbewerbs durch André "Seanchui" Frenzler zum Glück doch dafür gesorgt, dass diese liebgewonnene Tradition nicht untergegangen ist. Zudem hat der andere geschätzte Mitbegründer des WinterOPC André "Würfelheld" Skora in diesem Jahr als Juror fungiert und auch einen detaillerten Blick in seine Punktevergabe gegeben. Auch die Auswertung samt Download aller Beiträge ist seit dem diejährigen Gratis-Rollenspieltag online.

Mehr als in den vorigen Jahren muss ich mich bedanken, dass der WinterOPC trotz der widrigen Umstände erhalten geblieben und erneut ein Erfolg geworden ist. Ich selbst habe als kleinen Preis einen Gutschein vom Fantasy-In erhalten, mit dem ich mir auch schon Jabba's Palace - Ein Love Letter-Spiel geordert habe, mit dem ich eh schon liebäugelte. Und eigentlich ist so ein punktgenau ausgewählter Gewinn genau so gut wie das Aussuchen als Erstplatzierter ;)


Zuletzt: Der Download

Ein Jahr in Strixhaven - Vier Szenarien für DnD Strixhaven (pdf  1,09 MB)


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