Kulte in Humblewood

30.01.2024

 Das Kampagnensetting Humblewood für DnD 5e, 2019 erfolgreich über Kickstarter finanziert und seit Anfang dieses Jahres auf Deutsch erhältlich, widmet ein umfangreiches Kapitel den zwölf Unvergänglichen, die dort verehrt werden. In der folgenden Weltbeschreibung und Kampagne spielt diese Religion aber keine große Rolle mehr – Anlass genug, diese Lücke mit einigen Eiferern zu füllen, die sich auf ihre Weise um die große Katastrophe des Verbrannten Hains kümmern.

Der Verbrannte Hain

Vor Jahrhunderten verwüstete eine große Feuersbrunst einen ausgedehnten Wald und hinterließ nur eine Aschewüste, auf der bis heute nichts gedeihen möchte. Zudem wird diese unwirtliche Gegend heimgesucht von diversen Feuerkreaturen, die irgendwie mit der fortwährenden Hitze im Verbrannten Hain zu tun haben. Nun gibt die Kampagne des Humblewood-Buchs Aufschluss darüber, was tatsächlich dahinter steckt, abseits davon schenken die Bewohner Humblewoods zumindest in den offiziellen Beschreibungen überraschend wenig Beachtung. Deswegen beschreibe ich im folgenden drei Gruppierungen, die sich ihren eigenen Reim auf den Ursprung der Großen Verwüstung gemacht haben und mit göttlicher Unterstützung versuchen, diese Zerstörung ungeschehen zu machen – oder aber weiter voranzutreiben.


Die Schneesucher, ein Kult des Altus
Altus, ein Unvergänglicher in Eulengestalt, bringt Jahr für Jahr den Winter und die Kälte nach Humblewood. Von seinen Gläubigen verlangt er Ausdauer und sich selbst herauszufordern, denn nur daran könne man wachsen und neue Stärke gewinnen. Der Frost des Winters ist es, was die Schneesucher in die höchsten Gipfel des Kammgebirges getrieben hat. In dieser entbehrungsreichen Gegend des ewigen Schnees hoffen sie, sich Altus‘ Ansprüchen als würdig zu erweisen und den Unvergänglichen überzeugen zu können, seine Kälte in den Verbrannten Hain zu tragen, auf dass diese die schwelende Glut an diesem Ort endgültig zum verlöschen bringe.

Die Schneesucher haben sich zu diesem Zwecke in einer Ruine hoch im Gebirge eingenistet, deren Ursprünge in den vergangenen Jahrhunderten in Vergessenheit geraten sind und die Pilger des Altus auch nicht kümmern. Auch haben sie die das verfallene Gebäude kaum instand gesetzt, so dass sie auch im Innern beständig der harschen Umgebung ausgesetzt sind. Alles andere empfinden die Schneesucher als Verrat an Altus Idealen, für dessen Erfüllung sie ja bewusst diesen Ort ausgewählt haben.

Die einzelnen Schneesucher sehen sich eher als Schicksalsgemeinschaft denn als eingeschworene Truppe, denn nur das Ziel, Altus von ihren Tugenden zu überzeugen, hält sie beisammen. Darüber hinaus aber hat eigentlich jeder der Pilger eine eigene Meinung, was genau dazu vonnöten ist.

Wichtige Persönlichkeiten
Sefur Milwinn, Mapach Kleriker
Ursprünglich aus Aschehügel stammend, hatte Sefur die Bedrohung durch den Verbrannten Hain stets vor Augen. So stammt der Entschluss, Altus um Abhilfe zu bitten, auch ursprünglich von ihm. Während Sefurs Pilgerreise ins Kammgebirge erzählte er während seiner Aufenthalte interessierten Zuhörern von seinem Vorhaben, so dass die Idee von Altus‘ Unterstützung gegen die Verwüstung des Hains langsam herumsprach. Entgegen seines ursprünglichen Entschlusses widmet sich der väterliche Mapach, dessen Fell fast schon passend zur frostigen Umgebung zunehmend weiße Strähnen trägt, kaum noch darum, den Unvergänglichen um dessen Unterstützung zu bitten. Wissend um seine im Alter schwindenden Kräfte verbleibt Sefur nur noch in der Gipfelruine; entweder im stillem Gebet oder in angeregter Diskussion mit den zahlreichen Nachzüglern, die seinem Beispiel gefolgt sind, auf welchem Wege Altus am besten von den hehren Absichten der Pilger zu überzeugen sei.

Amatrella, Corvum Zauberin
Die halsstarrige Magierin hält nicht viel davon, so wie ihre Pilgergefährten durch Entbehrung und Ausdauer Altus Wohlwollen zu erlangen. Nein, so glaubt sie, der Herr des Winters gibt nichts einfach durch Bitten und Betteln daher; man muss selbst über sich hinauswachsen und sich das nehmen, wonach man verlangt. So stellt Amatrella sich täglich dem harschen Wetter außerhalb der Pilgerruine, trotzt Schneestürmen und Eiseskälte und versucht durch ihre Magie, dieser Elemente Herrin zu werden. Nur so kann in ihren Augen der Verbrannte Hain geheilt werden: indem sie selbst Altus‘ Winterkälte kontrolliert und in den Verbrannten Hain trägt. Oft bleibt sie tagelang auch bei harschestem Wetter tagelang verschwunden, so dass die anderen Pilger mehr als einmal ihre Rückkehr bezweifelten. Inzwischen ist Amatrella zu einer Meisterin in der Schule der Hervorrufung speziell des Elements Frost geworden; weigert sich aber, ihr Wissen an andere weiterzugeben – so wie sie auch muss man es durch Willen und Konfrontation mit der Kälte selbst erlangen.


Vundis Blewamis, Cervan Mönch
Die junge Cervan ist überzeugt davon, dass es Reinheit im Geiste und klagloses Ertragen auch der härtesten Umstände sein müssen, die Altus seine Unterstützung abtrotzen. So wandert gleichmüte Cervan auf die höchsten Gipfel des Kammgebirges und verharrt dort in stiller Meditation, während sie auf ein Zeichen von Altus hofft. Zwar hat sie noch nichts dergleichen erhalten; dass ihr Fell allerdings trotz ihrer Jugend zunehmend eine weiße Färbung annimmt, gilt vielen Pilgern als Beweis dafür, dass Vundis auf dem richtigen Weg ist. Sie selbst verliert kein Wort über das, was sie bei ihren geistigen Übungen empfängt, aber in letzter Zeit wurde Vundis immer wieder beobachtet, dass sie in abgelegenen Ecken der Pilgerruine in Zungen und verstellter Stimme in einen scheinbaren Dialog mit sich selbst verstrickt ist. Ob dies die von allen erhoffte Offenbarung des Altus ist oder aber ein Zeichen, dass ihr Geist den Entbehrungen des Kammgebirges vielleicht doch nicht gewachsen ist, wagt noch niemand offen auszusprechen.



Die Aschebauern, ein Kult der Hanera
Hanera, die Unvergängliche mit einem Pfauenschweif aus fruchtbaren Ähren und anderen Gaben der Natur, ist die Versorgerin der Bewohner Humblewoods. Nur der Verbrannte Hain scheint immun gegen ihre Gaben zu sein und alles in seiner Glut zu verschlingen, was man dort mühevoll anbaut. Nicht wenigen Bauern und anderen Anhängern Haneras erscheint dies widersinnig: Waldbrände sind trotz aller Gefahr, die sie für die ausgedehnten Wälder von Humblewood bedeuten, auch ein reinigender Vorgang, der das erstickende Unterholz beseitigt und mit seiner fruchtbaren Asche den Nährboden für neue Vegetation bereitet. So sollte doch auch die Asche des Verbrannten Hains eigentlich lebensspendend sein und die Grundlage für neue Felder und Wälder sein. Die Aschebauern haben sich das Ziel gesetzt, das Land bei diesem natürlichen Kreislauf zu unterstützen, der aus einem unerfindlichen Grund unterbrochen worden ist.

So lebt die kleine Gemeinschaft in einem Dorf direkt neben dem Beginn des großen Aschefelds des Hains, auf dem sie beharrlich säht, behütet und auch irgendwann einmal ernten will. Zahlreiche Rückschläge durch die glutwarme Erde oder Überfälle von Federglutschwärmen haben ihre Schar dauerhaft reduziert. Verblieben ist ein harter Kern von Bauern, die inbrünstig an die gebende Kraft von Hanera glauben und zuversichtlich sind, irgendwann die ersten Erfolge bei der Bestellung des Verbrannten Hains feiern zu können.

Wichtige Persönlichkeiten
Girah Muwassan, Gallus Klerikerin
Eine versierte Kennerin der Gaben der Natur, war es Girah, die sich nicht damit abfinden wollte, dass der Verbrannte Hain sich Haneras Segen schon seit Generationen verweigert. So war sie es auch, die als erste damit begann, dem Spott ihrer Freunde und Nachbarn zum Trotz den Verbrannten Hain zu bestellen. Unerschütterlich in ihrem Glauben und planvoll in ihrem Vorgehen, zog sie doch bald andere Bauern an, die aus Girahs Zuversicht Hoffnung schöpften. Die Ausdauer und Ruhe der Gallus ist auch bis heute ihr wichtigstes Gut, das sie trotz aller Rückschläge nicht hat verzweifeln lassen. Tatsächlich hat sie auch dank des Beistands durch ihre göttlichen Zauber immer wieder eigens gezüchtete Samen hervorgebracht, die erste Erfolge in der unwirtlichen Erde des Hains versprachen, keine hat es bisher aber zur Reife oder gar Ernte geschafft. Dennoch bestärken diese kleinen Schritte Girah darin, dass sie auf dem richtigen Weg und die Unvergängliche Hanera ihr gewogen sein muss.

Hibanna Uwatal, Luma Bäuerin
Die blutjunge Luma zählt zu den eifrigsten Anhängern Girahs; ja, in ihrem Enthusiasmus ist sie fast schon übereifrig. So überzeugt ist Hibanna von der Gunst der Hanera und so beeindruckt von der Beharrlichkeit Girahs, dass es ihr nicht im Traum einfallen würde, den Aschebauern den Rücken zu kehren. Bei allem Einsatz steht sie sich dabei aber vor allem selbst im Weg und hat durch ihren Übereifer auch schon so manchen Schaden angerichtet, über den Girah mit Engelsgeduld hinwegsieht. Nur manchmal wird Hibannas Begeisterung von Zweifel überschattet, ob gerade sie die richtige für diese Mammutaufgabe sei. Bisher hat sie aber nicht die Kraft und die Disziplin aufbringen können, ihren Tatendrang in die richtige Richtung zu lenken und sich dabei besser zu konzentrieren. Girah selbst ist zu beschäftigt, um Hibanna zu unterstützen, so dass die junge Luma einen geduldigen Mentor mit Hingabe annehmen würde.

Hatan Abaat, Jerbeen Bauer
Hatan ist einer der unermüdlichsten Arbeiter unter den Aschebauern; niemand verbringt mehr Zeit auf den glühenden Äckern und zieht neue Furchen, säht ein oder gräbt wieder und wieder um bis zur Erschöpfung. Der Kern seines Eifers aber ist die reine Verzweiflung, denn sein Heimatdorf liegt in Reichweite des Verbrannten Hains, dessen Asche sich in den letzten Monaten genau darauf zuzubewegen begonnen hat. So ist Girahs Unterfangen, dem Hain endlich Früchte abzutrotzen, seine einzige Hoffnung, den Fortschritt der Glut aufzuhalten, ehe diese sich auch seine Heimat und seine Familie einverleibt.



Der Funkenflug, ein Kult der Gesme
Gesme, Herrin von Feuer, Inspiration und Wissen, brachte einst das Feuer der Sonne zu den Kreaturen von Humblewood, wodurch ihre Federn verbrannten und das heute für Corvum typische Schwarz annahmen. Einige Anhänger dieser Unvergänglichen sind der festen Überzeugung, dass der Verbrannte Hain der Wille Gesmes ist: Ihr Feuer soll Platz schaffen für etwas Neues, das die Schöpfung bisher noch nicht gesehen hat. Dass der Hain bis jetzt allerdings ein unwirtlicher Ort ist, auf dem nichts gedeiht und auf dem nichts Neues geschaffen wird, gilt den Gläubigen als Beweis dafür, dass die verbrannte Fläche noch nicht groß genug ist für das, was Gesme hier vorsieht.

So agieren die Anhänger des Funkenflugs, wie sie sich selbst nennen, im Verborgenen und versuchen die schleichende Ausweitung des Verbrannten Hains zu unterstützen. Sogar einige der Hüter haben sich insgeheim dem Funkenflug verschrieben. Diese mutmaßen, dass das Gleichgewicht der Natur im Verbrannten Hain nur wieder hergestellt werden kann, wenn eben dessen Größe ausreichend ist und so die von Gesme gewollte Wandlung stattfindet.

So einig sich die Mitglieder des Funkenflugs sind, dass der Verbrannte Hain weiter zu wachsen hat, so unterschiedlich sind ihre Meinungen untereinander, wofür genau Gesme denn wohl Platz schaffen möchte. Manche glauben, das in der nie erlöschenden Glut des Hains ein Ort geschaffen werden soll, der dem Handwerk und der Schöpfung von Neuem gewidmet sein wird, wie es Humblewood noch nicht gesehen hat. Wieder andere wollen sich nicht anmaßen, Gesmes Pläne vorhersehen zu können, und trösten sich einfach in der Überzeugung, dass die Verwüstung durch den Verbrannten Hain einen Sinn haben muss, den nur die Unvergänglichen verstehen. Häufig hört man auch die Überzeugung, der Hain schaffe den Platz für einen noch größeren und prächtigeren Baum als Erlenherz, der dann als Zentrum einer neuer Gesellschaft Vogel- und Bodenschar vereint.

Da verwundert es nicht, das etliche Anhänger des Funkenflugs ihren Weg nach Erlenherz gefunden haben, um nach einem Samen Ausschau zu halten, aus dem der neue Baum sprießen soll, wenn denn der Verbrannte Hain groß genug dafür ist. Ein Teil dieser Kultisten schmiedet dabei auch mitunter abstruse und kaum durchführbare Pläne, den riesigen Baum von der Wurzel her niederzubrennen und so den nötigen Raum für Gesmes Werk zu schaffen. Bisher hat die Hochsitzwacht dem Funkenflug kaum Beachtung geschenkt, aber sollte sich unter den Anhängern dieses Kultes ein weitsichtiger Anführer herauskristallisieren, würden diese Gläubigen der Gesme eine ernstzunehmende Bedrohung für Erlenherz darstellen.

Wichtige Persönlichkeiten
Brenea Flodann, Vulpin Schurkin
Die in sich gekehrte Diebin steht stellvertretend für das Schicksal zahlreicher Dörfler, deren Heim nahe des Hains ein Raub der sich ausdehnenden Flammen wurden. Brenea verlor dabei nicht nur fast ihr sämtliches Hab und Gut, auch ihre Familie fiel dabei einem Schwarm Flederglutler zum Opfer. Um diesen Verlust zu verkraften, fand die Vulpin Halt beim Funkenflug. So weigert Brenea sich beharrlich zu akzeptieren, dass das Ende ihres Dorfes ein sinnloser Akt der Zerstörung war, sondern rettet sich in den Glauben, dass ein höherer Zweck dahinter stehen muss. So setzt sie die Zerstörung fort, die auch sie erleiden musste; und zeigt dabei eine erfüllte Freude, die in einem grausigen Kontrast zu ihrer sonstigen Ruhe steht.

Telwen Gnau, Raptor Druide
Immer noch ein Mitglied der Hüter, versucht der imposante Telwen mit seiner natürlichen Autorität subtil die Ziele des Funkenflugs voranzutreiben. Insbesondere die Beschwörungs- und Verständigungszauber, die ihm als Druide zur Verfügung stehen, nutzt er beständig, um damit Flederglutler anzulocken und diese Siedlungen, Flüchtlinge oder Wanderer anzugreifen. Nach außen jedoch trägt er eine fast theatralische Gram zur Schau ob der fortschreitenden Zerstörung, der in Wirklichkeit selbst unterstützt.



Rutiki Helnstrav, Hedge Waldläufer
Der flatterige Hedge hat sich in Erlenherz einquartiert, wo er ausdauernd nach dem Samen für den neuen Baum sucht, der sich dereinst in der Asche des Verbrannten Hains erhaben soll. Fest davon überzeugt, dass nur Erlenherz einen so großen Samen hervorbringen kann, inspiziert er beharrlich auch die äußersten Zweige des gigantischen Baums und dessen Erlenkätzchen und –zapfen. Solche, die er für das große Ziel ungeeignet erachtet, vernichtet er gnadenlos.
Unter anderen Waldläufern regt sich ob dieser Zerstörungswut bereits erster Argwohn, allgemein wird Rutiki in seiner Obsession aber immer noch als harmloser Spinner abgetan. Dennoch wirkt er stets gehetzt und argwöhnisch, als fürchte er jederzeit wegen seiner eigentlichen Pläne ertappt zu werden. Gleichzeitig mehren sich die Zweifel und nähren seine Unruhe, ob der Sämling des kommenden Baumes wirklich seinen Ursprung in Erlenherz haben wird, denn bisher hat Rutiki keinen Zapfen als perfekt genug befunden. In seinen dunkelsten Stunden holt ihn die bisherige Sinnlosigkeit seines Tuns ein und der Hedge überlegt, das verdammte Erlenherz einfach abzufackeln und an einem anderen Ort weiterzusuchen.



Worte der Warnung und Nachgedanken
Der Form halber sei darauf hingewiesen, dass ich in meiner langjährigen Funktion als Supporter für Pegasus Spiele aktuell auch in der Gruppe der Unterstützer für das Humblewood-Setting bin und jegliche Werbung, die aus diesem Artikel herausklingen mag, somit kein Zufall ist.
Und bei den Illustrationen war es vielleicht ein Fehler, bei einer Körpergröße von 1,90m selbst für die Posen Modell zu stehen, da die beiden Vögel nun doch arg lange Beine bekommen haben. Sei's drum.

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