Monsterbande: Das erste Testspiel

30.08.2014
Schon lange vertrete ich die Meinung, dass man Nachwuchs für unser Rollenspielhobby am besten in ganz jungen Jahren mit einfachen Erzählspielen heranzieht. Im Mai des vergangenen Jahres entstand dazu der Titel „Monsterbande“, allerdings waren meine Zwillinge mit vier Jahren noch zu klein, um das Spiel auch einmal auszuprobieren. Inzwischen sind die beiden fünfeinhalb und ich konnte ein erstes Testspiel wagen.


Die Regeln in Kürze
Jeder spielt ein Monster mit den drei Attributen Maul, Hände und Füße. Auf diese verteilt man fünf Punkte in Form von Monstersteinen (Glassteinen), ab zwei kann man mit diesem Körperteil etwas besonders gut. Um gemeinsam eine Geschichte zu erzählen, liegen fünf Szenarien über den Großen Abwasch, einen Strandtag oder eine Schatzsuche bei. Jedes umfasst fünfzehn passende Stichworte, von denen zehn nacheinander ausgewählt werden sollen.

Der aktive Spieler wählt ein Stichwort aus, sowie ein Attribut, mit dem dies angegangen wird. Reihum können die anderen Spieler mitmachen, müssen aber das angegebene Attribut in ihrer Beschreibung verwenden. Dazu muss jeder einen Monsterstein von dem betreffenden Attribut abgeben, hat er keinen mehr, kann er bei diesem Stichwort nicht mitmachen.
Sodann zieht der aktive Spieler aus einem Beutel für jeden eingesetzten Monsterstein einen Glasstein, einen weiteren, wenn ein Monster seine besondere Fähigkeit eingesetzt hat. Diese bestimmen das Resultat der Aktion: Grün und blau bedeuten Jubel, gelb und rot Trubel. Je nach Mehrheit von Jubel oder Trubel ist das Vorgehen der Monster von Erfolg gekrönt war oder endet in lustigem Chaos. Bei einem weißen Stein kommen alle bisher gezogenen Steine zurück in den Beutel. Ob dabei letztlich ein roter Faden entsteht oder einfach nur eine Aneinanderreihung spaßiger Ereignisse, bleibt ganz den Kindern überlassen.

Wer genaueres erfahren möchte, findet hier das pdf (2,78MB) der aktuellen Regeln.


Die eigenen Monster
Im Vorfeld versuchte ich meinen Jungs David und Paul erst einmal grundsätzliches zu vermitteln: Wir erzählen gemeinsam eine Geschichte, und obwohl Monster seltsamen Blödsinn machen, tun sie einander nicht weh. Letzteres – klar formuliert, um destruktive Ideen von vornherein zu unterbinden – stieß zu meiner Überraschung auf ganz interessierte Nachfragen, die ich leider nur mit einem lapidaren „Das ist halt so“ abhandeln konnte.

Da Monsterbande bereits diverse vorgefertigte Monster anbietet, wollte mein Nachwuchs eigentlich unbedingt die Rolle einer dieser Kreaturen spielen – insbesondere der kugelige Ommod hatte es ihnen angetan. Mir war aber eher daran gelegen, die beiden zu eigenen Zeichnungen anzuregen, was diese dann auch eher lustlos hinter sich brachten. Auch bei der Verteilung der fünf Attributspunkte und dessen, was die Monster besonders gut können, musste ich sehr gezielt nachfragen, um die nötigen Antworten zu erhalten. Ich selber baute mir auch ein Monster, denn schließlich muss Papa ja mitspielen. So entstanden schließlich die folgenden drei Figuren:

Fih (David): Maul 2 (Sachen mit der Zunge tragen) / Hände 1 / Füße 2 (Springen)
Kwatz (Paul): Maul 1 / Hände 1 / Füße 3 (Füße wie Hände nutzen, Rennen)
Flubbl (Klaus): Maul 1 / Hände 3 (Klatschen, Tragen) / Füße 1

Dass schließlich zu Beginn des eigentlichen Spielens – die Wahl der Kinder fiel auf das Szenario „Der Große Abwasch“ – von David die ungeduldige Frage „Och, wann fangen wir denn endlich an zu spielen?“ zeigt mir aber, dass sich mein Nachwuchs mit derart abstrakten Konzepten noch sehr schwertut und unter einem Spiel klar die diversen Brettspiele versteht, die in unserem Wohnzimmerschrank liegen. Dennoch empfand ich die Ideen meiner Kinder lobenswert originell, so dass hier nun ein Protokoll aller Szenen folgt. Da die beiden allerdings nach der ungewohnt abstrakten Erschaffung ihres Monsters schon sichtlich unruhig wurden, habe ich es bei vier statt zehn Stichworten belassen.


Der Große Abwasch
1. Runde: David wählt das Stichwort „Schwämme“ mit dem Maul
Fih beißt in einen Schwamm und wäscht ab. Kwatz nimmt zwei Schwämme auf einmal ins Maul, um direkt zwei Pfannen säubern zu können, das geht schneller.
Aus dem Beutel zieht David darauf einen gelben und einen weißen Stein – das bedeutet Trubel! Fih rutscht der Schwamm weg, Kwatz trifft die Pfannen nicht.

2. Runde: Klaus wählt das Stichwort „Essensreste“ mit dem Maul
Flubbl leckt die Teller ab, auch Fih und Kwatz essen die Reste einfach aus.
Klaus zieht darauf hin zwei grüne und einen blauen Stein: ein voller Erfolg! Flubbl und Kwatz schlucken die Reste einfach runter (Kwatz auch noch ohne dabei zu kauen), Fih belässt es bei vollen Backen.

3. Runde Paul wählt das Stichwort „Gläser“ mit den Füssen
Kwatz macht einen Handstand und trägt die Gläser mit seinen Füßen, Fih springt hoch in die Luft und wäscht dabei ab. Flubbl stapelt derweil die verbleibenden Gläser.
Nun ist es an Paul, Steine aus dem Beutel zu ziehen. Er erhält sogar einen mehr, weil Fih seine besondere Eigenschaft Springen eingesetzt hat: Rot, gelb, grün und weiß bedeuten erneut Trubel. Kwatz fallen die jonglierten Gläserr auf den Boden und gehen kaputt, Fih ist auf seinen Händen gelandet und die Gläser fallen auf ihn herab. Flubbls Gläserstapel fällt um.

4. Runde: David wählt (auf Papas Anraten, um einen guten Schlusspunkt zu finden) das Stichwort „Der Geschirrschrank“ mit den Händen
Fih räumt einfach die entstandenen Scherben in den Schrank, Kwatz (der eigentlich gar keinen Monsterstein für die Händer mehr hat) ist ordentlich und schmeißt alles in den Müll. Flubbl ist frech und wirft seine Scherben einfach den Garten des Nachbarn. Als Reaktion auf Flubbls Schabernack betonten David und Paul sofort, dass wir so etwas natürlich nicht in echt machen, das hier ist ja nur eine Geschichte!
Ein letztes Mal zieht David Steine aus dem Beutel: Gelb, rot, und zweimal grün. Wegen des Gleichstands zwischen Jubel und Trubel darf David das Ergebnis bestimmen und entscheidet sich für Jubel. Fih fällt nichts aus dem Schrank heraus, Kwatz hat gut aufgeräumt und der Nachbar bemerkt die Scherben in seinem Garten nicht.

Abschließend fragte ich natürlich, wie den beiden das Spiel gefallen hat. Das Erschaffen des eigenen Monsters liess die beiden eher kalt, und auf das Malen hatten sie gar keine Lust gehabt. Dafür freuten sie sich um so mehr über mein Lob für ihre schönen Ideen.


Schlussfolgerungen
Die größte Überraschung war für mich, dass zumindest meinen Jungs das Monstermalen keinen Spass gemacht hat. Zum Glück liegen dem pdf von Monsterbande bereits fertige Monster bei, und mein Nachwuchs hat ja nun auch fertige Kreaturen für spätere Spiele. Auch zeigte sich, dass Fünfjährige mit derart abstrakten Erzählspielen schon ihre Schwierigkeiten hatten, sind sie doch "normale" Brettspiele gewohnt. Hier werde ich sie wohl weiter behutsam führen müssen.

Zudem zweifle ich inzwischen, ob wirklich alle zwingend das gleiche Attribut je Stichwort einsetzen sollen. Alternativ könnte man zu Beginn der Sitzung schlicht jedem gleich viele Monstersteine geben und jeder sucht sich aus, mit welchem Attribut er ein Stichwort angehen möchte. Hat ein Spieler keine Steine mehr, ist die Geschichte zu Ende. Zuletzt werde ich wohl auch für jedes Szenario explizit Stichworte für das Spielende vorschlagen, um einen guten Abschluss zu finden.

Insgesamt alles kleinere Änderungen, und ich bin gespannt, wie meinen Jungs die nächste gemeinsame Geschichte gefällt, wenn wir Monsterbande wieder auf den Tisch bringen.

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