[WinterOPC 2015] Fiasko – Jäger des Goldenen Zuges

16.03.2016
Zum fünften Mal haben Greifenklaue und Würfelheld im vergangenen Dezember den Winter-One-Page-Contest ausgerufen, diesmal mit fünf ortsbasierten Kategorien. Als erstes habe ich mich auf das Thema „Unter den Städten“ gestürzt, zu dem die Tagespresse bereits seit dem Spätsommer die passende Inspiration geliefert hatte.


Der Goldzug von Wałbrzych
Ende August 2015 vermeldete der digitale Blätterwald, zwei Hobbyforscher hätten unwiderlegbare Beweise für die Existenz des sagenumwobenen Nazi-Goldzugs unter der niederschlesischen Stadt Wałbrzych gefunden. Dieses Gerücht über verschollene Schätze im heutigen Polen hält sich schon seit siebzig Jahren: So sollen die Nazis zum Ende des Zweiten Weltkriegs diverse Kostbarkeiten in einem Panzerzug verstaut haben, der bis heute verschollen ist. Selbst über die Art der Schätze ist man sich nicht einig: Einige berichten von 300 Tonnen Goldbarren, andere von Raubkunst, wieder andere von wichtigen Akten. Natürlich wurde in den ganzen Jahrzehnten nie etwas konkretes gefunden, und auch das aufgebauschte Gerede des vergangenen Herbstes entlarvte den angeblichen Fund bald als leeres Gerede. Die Stadt Wałbrzych haben der Presserummel und der resultierende Ansturm von Schatzsuchern aber nicht davon abgehalten, die vermeintliche Situation tourismusfördernd auszuschlachten, inklusive reißerischem Logo.


Doch auch abseits dieser Fantastereien ist diese Region einen genaueren Blick wert, denn die Nazis haben tatsächlich ihre Spuren im Eulengebirge hinterlassen: In der architektonischen Megalomanie, die bereits so irrwitzige Pläne wie die Welthauptstadt Germania oder das KdF-Seebad Rügen hervorgebracht hatte, sollte hier ein gigantisches unterirdisches Führerhauptquartier mit Wohn- und Arbeitsanlagen errichtet werden. Die Arbeit an den kilometerlangen Tunneln für den Komplex wurde als Projekt Riese im Oktober 1943 begonnen, viele Überreste der Betonbauten sind bis heute für Touristen begehbar. Ruinen, Nazis und verschollene Schätze – was für ein Fundus für das Rollenspiel!


Ein einseitiges Fiasko
Gleichzeitig bestimmte dieser Mix auch von Anfang an das System, für das ich dieses Szenario auf einer Seiter umsetzten wollte: Überzogene Hoffnungen auf verborgene Reichtümer und vertrauensselige Glücksritter, die schließlich auf dem harten Boden der Realität landen, schreien förmlich nach einer Kulisse für Fiasko. Zudem kommt mir der stichwortlastige Stil dieses Rollenspiels sehr entgegen, erlaubt er mir doch, möglichst viele Schlagworte und Inspirationsquellen platzsparend unterzubringen.

Dennoch hatte ich Sorgen, ob die Vielzahl an Stichworten, die für eine Kulisse nötig sind – immerhin vier Oberbegriffe mit jeweils sechs Teilbereichen und wiederum je sechs Einträgen – in einem lesbaren Layout überhaupt auf einem A4-Blatt Platz finden würde. Zuversicht bereitete einer der Preisträger des WinterOPC 2014, bei dem Chaotisch Neutral mit dem Beitrag „Wenn die Sterne richtig stehen“ bewiesen hatten, dass dies tatsächlich möglich ist. Allerdings musste ich dann doch bei diversen Formulierungen um jedes Zeichen und eine noch lesbare Punktgröße kämpfen; und die Tatsache, dass der offizielle Fiasko-Font „Hitchcock“ über keine Umlaute verfügt, machte es auch nicht gerade einfacher.

Die jeweiligen Einträge – letztlich ja, wie oben vorgerechnet, auch 144 an der Zahl – schrieben sich zum Glück wegen der realen Vorlage fast von selbst. Den größten Spaß hatte ich bei den Objekten, wo ich die wilden Theorien um die verborgenen Funde in den weitläufigen Tunneln um etliche Hirngespinste erweitern konnte. Allein die Vorstellung des Prototypen einer Ufo-förmigen Reichsflugscheibe hinter einer rissigen Betonwand hat schon etwas für sich...


Das Auge isst mit
Zur Abrundung einer Fiasko-Kulisse gehört auch eine ansprechendes Titelbild im flächig-eckigen Stil des Regelbüchleins. Oben habe ich bereits auf das dramatische Logo hingewiesen, das man sich in Niederschlesien tourismusfördernd ausgedacht hat, und somit stand mir direkt eine Vorlage samt Farbpalette zur Verfügung, die in Photoshop schnell zu adaptieren war. Passend zu Kopf- und Fußzeile bildet diese auch noch das oberirdische Schloss Fürstenstein sowie den unterirdisch vermuteten Panzerzug für ein rundes Gesamtbild ab.


Zuletzt: Der Download

Jäger des Goldenen Zuges – Eine Kulisse für Fiasko (pdf 428 KB)





Ein Platz auf dem Treppchen
In seiner Kategorie war "Jäger des Goldenen Zuges" nur einer von ingesamt 21 Einsendungen zum Thema "Unter den Städten", dennoch habe ich es mit meinem Beitrag auf den dritten Platz geschafft. Vielen Dank an die Jury für ihr Wohlwollen und natürlich an Greifenklaue und Würfelheld für einen mal wieder tollen Wettbewerb!





Meine anderen Beiträge zum 5. Winter-OPC
Cosmic Patrol - Die Sonnenschöpfer (Kategorie "Auf zu den Sternen")
Fate Atomic Robo - Projekt N.O.A.H. (Kategorie "Im ewigen Eis")

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Die vergessenen Umlaute in so vielen schönen Fonts sind echt eine Schande. Bei mir im PDF-Leser sieht das leider unschön aus.

Aber das Szenario ist klasse. Seit langem ein Fiasco-Szenario, dass mich mal wieder motiviert Fiasco zu spielen. Das wird gleich ausgedruckt und vorne in die Mappe gelegt.

Die Ewiggestrigen hatte ich beim lesen des Artikels gar nicht auf dem Schirm, aber die passen ja wie … ähem … Arsch auf Eimer.

Unknown hat gesagt…

Es ist mal wieder so weit:

http://dradiowissen.de/beitrag/walbrzych-goldzug-der-nazis

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