Karneval der Piraten – Die Beiträge

31.10.2018
Im vergangenen September habe ich für den Karneval der Rollenspielblogs eines der ältesten Genreklischees ausgewählt: Piraten. Der Zuspruch gerade an spielbaren Beispielen und Ideen war groß, so dass es an der Zeit ist, die einzelnen Beiträge zum Abschluss des Piratenkarnevals genauer unter die Lupe zu nehmen.


Viele Beiträge – wenige Schreiberlinge
Beschweren kann ich mich nicht – insgesamt fünfundvierzig Beiträge sind über den Monat zusammengekommen (plus drei Ankündigungen, aber dazu unten mehr). Auffällig ist aber, dass diese Summe von insgesamt nur acht Schreiberlingen erbracht wurde, von denen sich zwei besonders hervorgetan haben: Dnalor hat ganze acht Artikel geschrieben, und blut_und_glas scheint mit dem namensgebenden W6 von d6ideas eine 30 gewürfelt zu haben, denn so viele tägliche Beiträge brachte seine Artikelserie zusammen.

So viel zu den nackten Zahlen. Und was stand so drin?



Piratenfiguren
Die meisten Beiträge zum Septemberkarneval präsentierten Charaktere, vornehmlich NSC. Nachvollziehbar, schließlich sind schillernde Persönlichkeiten im Freibeuterhandwerk wohl das erste, was einem bei diesem geistigen Auge erscheint; und auch mein Eröffnungsbeitrag nannte zahlreicher solcher historischer oder fiktiver Figuren zur Inspiration.

Dabei ist mit dem ersten Figurenartikel gar kein spezifischer Pirat vorgestellt, stattdessen findet sich in der Ogerhöhle ein Generator für Piratenbanden bei Mechwarrior. Gerade die knackigen Vorschläge für deren Anführer und Besonderheiten machen diese Tabelle aber auch für andere Settings interessant.

Konkreter wird Dnalor mit El Qursan, einem Piratenkönig aus Rakshazar und Helden seines ersten Abenteuers für diese aventurischen Gefilde. Ausgestattet mit aktualisierten für DSA5 gefällt mir an diesem Artikel vor allem der Verzicht auf eine allgemeingültige Beschreibung. Stattdessen sind nur Anekdoten und Geschichten über El Qursan vorhanden, von denen sich am Spieltisch erweisen muss, was davon war ist.

In seinem nächsten Beitrag beschreibt Dnalor dafür ausführlich den myranischen Magister Fechlix Serr Mayek, der nach Versetzung in die Ruinenstadt Sidor Dregomyria zum Oberhaupt einer Schmugglerbande geworden ist. In seiner Position als hochrangiger Beamter vermag er im Hintergrund alle nötigen Informationen zu sammeln, die seine Mannen für lukrative Beutezüge brauchen und die ihnen die Büttel vom Hals halten. Auch wenn Spielwerte fehlen, so macht die Schilderung allein schon Lust auf mehr – und bestärkt mich in der Überlegung, vielleicht doch einmal einen Blick auf Myranor zu werfen, nachdem ich Aventurien schon lange hinter mir gelassen habe.

Der Oger gibt einen Einblick in seine neue Kampagne und die Flusspiraten von Batavia. Mehr eine stimmungsvolle Einleitung denn ein vollwertiges Szenario, ist diese Beschreibung dennoch eine spannende Alternative zu den üblichen Piratenklischees; präsentiert sie doch Stammesfürsten an der Donau, die fern von der schwindenden Autorität des antiken Roms mit den stationierten Legionären im Bunde sind.

Mir selbst stand auf Spiele im Kopf im vergangenen September der Sinn eher nach Abstrusem. Nachdem ich schon im August für den Ad-Blog Plus neue Details für Walter Moers Literaturmetropole Buchhaim in Zamonien gesponnen hatte, griff ich das in den Romanen nur vage angedeutete Stichwort der Buchpiraten für meinen Beitrag auf. Sichtlich habe ich da die großen Figuren der Literatur durch den zamonischen Fleischwolf gedreht; und gerade die Konzeption eines Freibeuters in einem doch eigentlich unkontrollierten Buchverlies hat mich doch vor einige Probleme gestellt. Aber mit sturer nattifftoffischer Bürokratie lässt sich auch solcher unnützer Unfug ausreichend erklären…

Als letzten Beitrag mit Piratenfiguren präsentiert Timberwere gleich vier solche Freibeuter für Fate, die gleich mehrere Settings in Form von Realwelt, Steampunk, SF und Postapokalypse abdecken. Auch die Bandbreite von der neugierigen Aetheralchimistin bis zum blutrünstigen Schlächter macht Lust auf mehr.



Piratengeschichten, -szenarien und -abenteuer
Da aber eine Piratenfigur für sich noch keine gute Geschichte abgibt, haben andere Artikel mehr oder weniger detaillierte Abenteuerideen geliefert.

Pünktlich für die monatliche Aktion „10 Ideen zum 10.“ präsentiert Dnalor so auch diverse Piratenschiffe, Figuren oder Abenteuerideen für Rakshazar, Aventurien, Tharun und Myranor. Mir gefallen dabei besonders die Nagrachpaktierer an Bord von Umdoreels Speer, die ihre Beute im Eis einsperren, dass sie selbst mühelos überqueren können.

Es folgt von Dnalor das Abenteuer „Jagd auf die Blaue Chrysir“, bei dem die Helden wie in einem bekannten verfilmten Thriller einem myranischen Unterseeboot nachstellen. Hübsch ist trotz der Kürze des Texts, dass sowohl ein heroischer Erfolg als auch ein klägliches Scheitern samt langfristiger Konsequenzen vorgesehen sind.

Bei Dnalors letztem Beitrag in dieser Zusammenfassung schließlich handelt es sich um die Kurzgeschichte „Das Gathiadda-Syndrom“, in der eine myranische Optimatin von Haldingern von jenseits des Meeres überfallen wird. Der eigentliche, überraschende Grund für diesen Raubzug allein könnte der Auftakt zu einem größeren Abenteuer sein, das elegant das gegenseitige Kennenlernen von myranischen und aventurischen Figuren einbindet.

Nun aber genug der Fantasy mit 3W20. Talasu widmet sich der Piraterie in der 6. Welt von Shadowrun und präsentiert diese stilecht als Auszug aus dem Datennetz samt Kommentaren. Nicht nur die üblichen Verdächtigen wie das Horn von Afrika sind dabei, sondern auch neu aufgeblühte Regionen wie die Nord- und Ostsee gehören. Besonders inspirierend finde ich die Beschreibung zur Westküste Südamerikas, an der Luftpiraten in todesmutigen Manövern Frachtmaschinen im Flug kapern.

Zuletzt beweisen d6ideas, dass Piraten nicht nur ein exklusives Thema für den September dieses Jahres sind, und durchwühlen wie bei jedem Karneval ihr Archiv nach passenden Artikeln. Besonders gut gefallen haben mir die beiden barsaiveschen Kapitäne, die im Wettstreit für ein Jahr ihre Schiffe tauschen; und der Warpleuchturm für Warhammer 40K, der den alten Trick der Strandräuberei gekonnt in das Genre der SF verpflanzt.


Piratenregeln
Szenarien und Figuren sind schön und gut, aber welches Rollenspiel kommt schon ohne Regeln aus?

So hat sich Dnalor bei einigen seiner Artikel auch mit diesem Aspekt unseres Hobbys beschäftigt.
Mit "Schiff Ahoi" gibt Dnalor einen Überblick über die Veröffentlichung von Schifffahrtsregeln in diversen Regeln – vornehmlich DSA , aber auch explizite Piratensettings wie 7te See oder Fragged Seas. Abschließend definiert er auch seine Vorstellung für ein gutes Regelwerk über Schifffahrt, das aber keines der aufgeführten Beispiele in Gänze erfüllt. Einige der besprochenen Systeme sind mir zwar auch geläufig, aber ein wirklich gutes Gegenbeispiel vermochte ich auch nicht zu nennen.

Stattdessen macht sich Dnalor in seinem nächsten Regelartikel an eine eigene Erweiterung und präsentiert Piratenpackregeln für das herrlich reduzierte Murmelrollenspiel Beutelschneider von d6ideas. Die Art und Weise, wie die Attributsfarben der Murmeln zu Schiffseigenschaften umgedeutet werden – und so bei herben Verlusten zu führerlosen Geisterschiffen oder zum Untergang führen können – imponiert mir sehr und hat auch das „Beutelschneidergütesiegel“ von Hauptautor blut_und_glas erhalten.

Zuletzt bietet Dnalor auch noch eine Rezension des Pathfinder-Ablegers Starfinder und dessen Alien-Archivs. Eigentlich mehr eine Kurzbesprechung denn eine volle Rezension, geht dieser Artikel ergänzend zu der Abhandlung über Schifffahrtsregeln auf die vielseitigen Möglichkeiten des Raumschiffbaukastens ein. Zusammen mit dem in wenigen Sätzen besprochenen Alien-Archiv eben eine gute Grundlage für ein Piratensetting im Weltall abseits der ausgetretenen Pfade der Fantasy.


Artikelserien
Besondere Erwähnung verdienen noch die beiden Beitragsreihen, auch wenn eine auch jetzt noch in der Anfangsphase steckt.

Blutgold der Sieben Winde - Ein Piratenabenteuer in drei Teilen
Tagschatten nahm den Piratenkarneval als willkommene Gelegenheit auf, ein altes Abenteuer seiner Spielrunde in Schriftform zu bringen, nachdem derzeit nur die Notizen und Fragmente der damaligen Ereignisse vorliegen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist leider nur die Vorankündigung vollendet; aber schon die Beschreibung der ursprünglichen Spielrunde mit „stürmische[n], dunkle[n] Nächte[n], blitzende[n] Klingen in engen Gassen, Meutereien, Schwarze[n] Schiffe[n] die durch die tosende See brechen“ macht sehr, sehr viel Lust auf mehr. Sobald die eigentlichen Abenteuermodule gepostet wurden, werde ich die Links an dieser Stelle ergänzen.

Die Entstehung des Abenteuers
Teil 1: Das Fell des Piraten (Link folgt)
Teil 2: Zu fremden Gestaden (Link folgt)
Teil 3: Das Blutgold (Link folgt)


(Blog-like-a)-Pirate-(a)-day
Themenaufrufe sind für d6ideas (und dort insbesondere blut_und_glas) in der Vergangenheit immer ein willkommener Ansporn gewesen, jeden Tag des Monats mit einem kleinen Beitrag aufzuwarten. So war es auch beim Piratenkarneval, wobei immer noch nicht endgültig geklärt ist, ob ich zu diesen Tagesartikeln aufgerufen habe oder da vielleicht doch etwas missverstanden wurde.

Das Ergebnis spricht aber für sich, zusammengefasst zu finden unter dem Tag #pirate-a-day. Deshalb will ich mich bei diesem Abschlussbeitrag auch darauf beschränken, nur meine persönlichen Favoriten zu nennen. Erneut bricht sich hier die große Leidenschaft für Earthdawn Bahn, die blut_und_glas und ich miteinander teilen, denn die meisten meiner Lieblingsbeiträge sind genau für diese Welt.

Tag 01: Die Schwarze Tänzerin: Gleich im allerersten Tagesbeitrag offenbart sich die für Earthdawn typische Mischung von Fantasy mit darunter brodelndem Horror: Denn die Schwarze Tänzerin, nur auf den ersten Blick ein einfaches Flussboot, ist ein Schreckensartefakt, fest verbunden mit seinem T’skrang-Kapitän, den es zu grausamen Raubzügen zwingt.

Tag 13: Die Waschzuberbande: Halblinge, die sich als Waschweiber tarnen, um dann ihre Zuber zu besteigen und von vorbeifahrenden Schiffern in der Alten Welt von Warhammer Mundzoll zu verlangen – was kann man daran nicht mögen?

Tag 14: Molcos Wasserläufer: Erneut Earthdawn, und erneut bricht der Beitrag mit dem allgegenwärtigen Klischee der trollischen Kristallpiraten. Nein, hier ist es ein theranischer Adliger mit Kaperbrief, der die abtrünnige Provinz Barsaive im Namen des Imperiums heimsucht. Dass fast sein ganzer geschundener Körper, inklusive des Hauptes, von Kristall- und Jadeprothesen ersetzt wurde, macht die Gestalt nur noch furchterregender.

Tag 15: Käp’n Nichauf n Kopp: Mehr Warhammer (wenn auch in Form von 40k und Rogue Trader) und mehr abstruser Humor nach meinem Gusto: Ein Grotsklave, der einen Schlag zu viel auf den Kopf bekommen hat, hat sich zum Freibeuterkapitän aufgeschwungen – mit herrlich sprechendem Namen.

Tag 18: Kraternase: Mehr Earthdawn, und erneut eine unglaublich stimmige Interpretation dieser Welt für das Piratenthema: So haben die Lebenssteinen entstiegenen Obsidianer nun einmal die längste Lebensspanne der Namensgeberrassen; wodurch dieser Pirat sich auch einmal eine Menschengeneration Zeit lassen kann, um seine Überfälle vorzubereiten.

Tag 20: Rach Silberhonighorn: Erneut Earthdawn, und diesmal ein Beitrag, der weniger die Piratin, sondern die Mentorin in den Vordergrund stellt. Denn was soll eine trollische Luftpiratin des höchsten Kreises davon abhalten, auch in theranischer Sklaverei die Geheimnisse ihrer Disziplin anzuvertrauen.

Tag 23: Die Kinderpiraten von Gula: blut_und_glas‘ Anmerkung zu dieser befremdlichen Crew sagt es am besten: „Kinderkreuzzug mit Piraten“. Die Vorstellung von Kindern als Ware und Maschinistensklaven, die zwar ihre Fesseln abstreifen konnten, aber noch die Unreife ihrer Jugend mit sich bringen, lässt mich wohlig erschaudern.


Zuletzt: Danke!
Der Piratenkarneval war durchweg ein Erfolg mit einer Vielzahl von Artikeln, die auch eine gute Bandbreite abgedeckt haben. Die tägliche Artikelserie von d6ideas war da nur das Tüpfelchen auf dem i. Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern und beginne schon zu grübeln, mit welchem Schlagwort ich im nächsten Jahr so eine Fülle zu einem Karneval motivieren kann.

Eigentlich sollte ich an dieser Stelle an den Folgekarneval verweisen, aber nachdem ich diese Zusammenfassung so lange vor mir hergeschoben habe, ist der von Clawdeen moderierte Karneval der Schuhe selbst schon fast am Ende. Vielleicht fühlt sich aber doch noch jemand in den letzten Oktoberstunden zu einem Schuhartikel motiviert.

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