Inzwischen ist der Schnellstarter Krallenbühl für die von manchen heiß ersehnte deutsche Fassung des Root-Rollenspiels erschienen. Typisch für PbtA gibt dieser aber kaum Vorschläge für die eigentliche Spielsitzung, so dass ich mir für die Spiel 2024 anders behelfen musste.
Vorgeschichte: Ein Sprung ins kalte Wasser
Als ich mich vor einigen Monaten wie jedes Jahr bei Pegasus Spiele für den Support auf der Spiel in Essen eintrug, hatte ich mich diesmal vollmundig für Rollenspielrunden angemeldet. Für DnD5e Humblewood hatte ich im ersten Halbjahr bereits so einiges zusammengeklöppelt; und für Root, nun ja, wusste ich bereits, dass dies erst November in den Handel gehen würde und rechnete nicht wirklich mit umfassendem Demoangebot.
Und dann kam eine Woche vor Messebeginn der Einsatzplan, und mehr als die Hälfte der Zeit war ich für Root eingeteilt.
Panisch griff ich also zum digitalen Schnellstarter "Krallenbühl", denn obwohl ich bereits diverse Rollenspiele auf Basis von PbtA im Regal und auf der Festplatte liegen habe und grob mit dessen Konzept der Moves/Spielzüge vertraut bin, hatte ich mich zuvor nie mit der Spielleiterseite beschäftigt. Entsprechend groß war meine Ernüchterung: Zwar beschreibt der Schnellstarter brav die Konflikte, die NSC und die kommenden Ereignisse, sollte niemand eingreifen; aber ansonsten fühlte ich mich im Regen stehen gelassen, denn mehr gibt mir das Heftchen nicht an die Hand. Andere Supporter bekräftigten auch, dass das bei PbtA durchaus Absicht sei und sich im Spielverlauf entwickeln soll; und so fühlte ich mich zunehmend verloren, denn reine Improvisation ist weit jenseits meiner Komfortzone.
Ein Wildnisband eilt zur Rettung
Um wenigstens eine grobe Richtschnur für die vier Messetage zur Hand zu haben, wälzte ich also besagte digitale Bibliothek und landete schließlich bei dem Dungeongenerator aus "The Perilous Wilds". Das war meine Rettung, denn der Hauptkonflikt von Krallenbühl dreht sich um die Ruine eines alten Kastells, in dem angeblich - auch hier gibt der Schnellstarter keine eindeutigen Vorgaben - drei Herrschaftsinsignien verschollen sind, um die drei Parteien in einem Nachfolgestreit buhlen.
Thema und Gefahren waren somit wenigstens eindeutig vorgegeben, so dass ich die Tabellen aus The Perilous Wilds mit nur wenig Hirnschmalz adaptieren konnte. Bauchschmerzen machte mir höchstens die Entscheidung, auf besondere Würfe hin die wichtigen NSC in der Ruine auftauchen zu lassen, die somit die Situation wohl selbst in die Hand nehmen. Gerade das würde sich aber im Einsatz als genau richtig erweisen.
Derart gerüstet stellte ich die Tabelle auch den anderen Supportern zur Verfügung, die damit die rudimentäre Beschreibung der Gefahren in der Kastellruine laut Schnellstarter getrost ersetzen konnten.
Der Zufall im Einsatz: Die Demos auf der Spiel
Als ich dann auf der Messe am Spieltisch saß - ein jedes Mal mit gehörigem Bauchgrummeln - konnte ich jede Runde erfolgreich in die Ruine locken, denn aufgrund des strikt vorgegebenen Zeitfensters von 2 Stunden ließ ich alle Nebenschauplätze tunlichst beiseite. Die Tabelle tat auch hervorragend ihren Dienst, hier einige Beispiele für die unterschiedlichen Lösungen (ja, das kann man durchaus als Spoiler gelten lassen. Oder als Inspiration. Wie ihr wollt.):
- Bei einer Leiche finden die Vagabunden einen gefälschten Siegelring, da niemand mehr Hoffnung auf den Fund der Originale hat und der Konflikt so endlich ein Ende haben soll.
- Bei der Begegnung mit der Königin der Riesenameisen (die neuen Bewohner der Ruine laut Schnellstarter) trägt diese die Insignien selbst.
- Ein anderes Mal hat die Königin die Störung durch die ständigen Suchtrupps so satt, dass sie ihre Arbeiterinnen anweist, die Artefakte zu finden, damit endlich Ruhe ist. Kurz vorher sind die Vagabunden sogar Feldherrin Theodora begegnet, einer der drei Thronanwärter, die sehr deutlich gemacht hat, dass alle Funde bei ihr abgeliefert werden sollen.
- Durch einen Geheimgang zum Herrenhaus schaffen die Soldaten Fürst Thurguds ohne dessen Wissen heimlich Schwarzpulver der alten Krähenbesatzer aus der Ruine, um die Konkurrenten aus dem Weg zu schaffen.
- In einer Bibliothek hat ein Kundschafter seltsame Markierungen gefunden, die den Weg zum Versteck der Insignien weisen.
Nicht alles geht exakt so aus den Tabellen hervor, aber bei jeder Lösung wurde dort mindestens der Grundstein gelegt. Und viel hing auch davon ab, wieviel mir von den streng gesetzten zwei Stunden noch verblieb.
Sehr befriedigend war allerdings, dass nicht ein Teilnehmer auf die Idee kam, ich hätte alles improvisiert und erwürfelt. Die Spielerideen, die Tabellenergebnisse und meine Interpretation fügten sich zu meinem eigenen Erstaunen stets zu einem stimmigen Ganzen. Nun kann ich die zukünftigen Demorunden mit wesentlich weniger, wenn auch nicht ganz ohne, Bauchgrummeln angehen.
Ein Nachwort: Dungeonlichtungen
Seit ich mich überstürzt mit der Krallenbühl-Ruine und dem Zufallsansatz von PbtA beschäftige, geht mir ein Kommentar des umtriebigen Moritz Mehlem nicht aus dem Kopf, den dieser in einem Stream der Orkenspalter mit Pegasus zur Ankündigung des Root-Rollenspiels getätigt hat:
"Ich will eine Dungeonlichtung bauen."
Tja, lieber Moritz, so oder so ähnlich sähe das dann wohl bei Root aus.
Zuletzt: Der Download
Kastell Augustin (Pdf Hochformat)
Kastell Augustin (Pdf Querformat)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen