Der Käpt'n ist tot: Eine Kulisse für Fiasko

20.07.2019
Unendliche Weiten, friedliche Forschungsmissionen, Freundschaft mit fremden Völkern? Nicht immer erfolgt die Erforschung des Weltraums so harmonisch; und wenn die erste Salve einer feindlichen Flotte den eigenen Käpt'n erwischt, müssen alle an Bord um ihr Leben bangen.


Inspiration von ungewöhnlicher Seite
Entgegen meiner sonstigen Vorlieben habe ich für diese Fiasko-Kulisse keine historischen Ereignisse als Vorlage herangezogen. Immerhin hat Organisator Greifenklaue für den Karneval der Rollenspielblogs in diesem Monat zum Thema "Schiffe und Kapitäne" in seiner motivierenden Einladung nicht nur Fiasko-Kulissen als mögliches Beitragsthema genannt, sondern auch zum Blick über den Tellerrand Richtung Brettspiel aufgefordert. Und da findet sich ein immer noch halbwegs aktuelles, kooperatives Gesellschaftsspiel namens "The Captain Is Dead" von AEG.



Dort eilen die Spieler auf dem Plan ihres Schiffs umher, um alle möglichen Defekte zu reparieren und die Eindringlinge abzuhalten. Zahlreiche Funktionen des Schiffs geben, wenn repariert und aktiv, Vorteile für die Spieler. Gleichzeitig aber kommen Runde für Runde neue Alarme (gestaffelt über gelb, orange und rot) hinzu, so dass immer wieder neue Schäden entstehen. Ziel ist es, den Sprungantrieb zu reparieren und dem Kampfgeschehen zu entkommen. Versagen allerdings im Spielverlauf die Schilde, oder sind alle Alarmkarten aufgebraucht, so nimmt die Mission ein greuliches Ende...

Zum Glück ist besagtes Brettspiel aber nicht nur thematisch reizvoll für eine Rollenspielkonvertierung, nein, auch sein Material bietet umfangreiche Optionen, die den 4x6x6 verschiedenen Stichworten von Fiasko sehr entgegenkommen. So teilen sich die Spielfiguren nicht nur in verschiedene Tätigkeitsbereiche auf, auch gibt es verschiede Dienstgrade oder Sonderfunktionen, die sich für die Beziehungen eignen. Das Spielbrett mit seinen klar umrissenen Bereichen und dortigen reparaturbedürftigen Systemen gibt eine gute Vorlage für die Orte der Kulisse. Letztlich eignen sich die diversen Karten des Brettspiels für Werkzeuge, Upgrades und Logbucheinträge des Kapitäns perfekt für die Gegenstände. Zugegeben habe ich wegen der Fülle der nötigen Stichworte aber auch immer wieder auf abgewandelte Begriffe von Star Trek zurückgreifen müssen...



Fehlen noch die Antriebe; und bei diesen habe ich das Grundkonzept von Fiasko ein wenig aufgebrochen. Statt wie sonst hochtrabende egoistische Ziele vorzugeben, habe ich hier die Kalamitäten der Alarmkarten umgesetzt: Angreifende Raumer, ins Schiff teleportierende Krieger, Verluste in den eigenen Reihen und ausfallende Systeme. Schließlich sollte das eigene Überleben Antrieb genug für jeden Spieler sein!
So gibt es auch zwei Sonderregeln in dieser Kulisse: In Der Käpt'n ist tot sind die Beziehungen unter den Figuren weniger wichtig, entscheidend für das Spielgefühl ist hier entsprechend der kooperativen Vorlage, dass es an jeder Stelle brennt! So muss hier auch zwischen jedem Spielerpaar mindestens ein Antrieb statt wie sonst eine Beziehung liegen.
Zuletzt ist natürlich das Überleben des Schiffes selbst entscheidend für jede Figur, und so gibt es in dieser Kulisse eine weitere Karteikarte "Das Schiff", der man im ersten Akt des Spiels sogar Würfel geben kann. Am Ende würfelt das Schiff nämlich selbst, ob die Ereignisse in einem Fiasko oder einem glorreichen Erfolg gemündet sind - und alle Spieler modifizieren ihr eigenes Ergebnis um das des Schiffs. So steht hoffentlich jeder Spieler vor dem Dilemma, ob er möglichst selbstsüchtig überleben möchte oder doch seine eigenen Interessen für das Schiff und die Gemeinschaft opfert...

The Captain is Dead war offensichtlich auch so erfolgreich, dass das oben beschriebene Spiel inzwischen nur noch Episode I einer größeren Serie ist. Teil II "Lockdown" sieht die Spieler in einem außerirdischen Gefängnis eingesperrt, während sie in Teil III "Dangerous Planet" die weiträumigen Tunnel einer Käferrasse nach Artefakten durchsuchen müssen. Spaßig klingt die Serie auf jeden Fall, auch wenn ich selbst noch keinen Teil gespielt habe. Erhältlich sind alle drei Teile nur auf Englisch, eine deutsche Fassung ist aktuell nicht geplant.


Der Download
Der Käpt'n ist tot: Eine Kulisse für Fiasko (pdf)
Dateigröße: 331 KB

Eigentlich wart ihr auf einer einfachen Forschungsmission, als plötzlich die außerirdische Flotte vor euch auftauchte. Nun geht es um das nackte Überleben: Feindraumer greifen an, Invasionstruppen teleportieren sich an Bord, die Systeme fallen aus. Doch wer nur soll die Rettung eures Schiffs in die Hand nehmen? Denn das erste Opfer der außerirdischen Attacke war euer Käpt’n selbst...





Dieser Artikel ist ein Beitrag zum Karneval der Rollenspielblogs im Juli 2019 mit dem Thema "Schiffe und Kapitäne". Die Moderation liegt bei Greifenklaue, alle Beiträge des Monats werden zudem in diesem Thread des Forums der Rollenspielblogs aufgelistet.


Bildquellen
"The Captain Is Dead" Cover und Setup: BoardGameGeek

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen