Conan und das Geheimnis des Chroms

30.08.2021

 Eine automatisierte Forschungsmission ist verschollen. Der Frachter Kongregator hatte die Aufgabe, die Lebensformen der Galaxis zu katalogisieren und dabei möglichst viele Proben einzusammeln. Das Schiff befand sich auf seinem planmäßigen Kurs, als unerwartet sämtliche Kommunikation abbrach und nun nur noch der letzte Standort bekannt ist. Sowohl für die Wirtschaft als auch für die Wissenschaft wäre der Verlust der Kongregator ein Desaster, so dass nun Suchmannschaften den Frachter aufspüren sollen. Ein SF-Szenario.


Der Absturz der Kongregator
Das Forschungsschiff war bereits seit geraumer Zeit im Sternbild der Jungfrau unterwegs, als seine Sensoren Hinweise auf mögliche Lebensformen auf einem der Exoplaneten nahe des Pulsars Lich aufschnappten. Die KI Creatura Omnibus ("Cr-Om") musste die Gefahren eines Flugs zu einem Pulsar abwägen gegen die möglichen wissenschaftlichen Erkenntnisse und gab schließlich der Forschung die Priorität. Die Kurskorrektur, um den Signalen weiter nachzugehen, erwies sich letztlich aber als fatal, denn die Kongregator havarierte auf dem angesteuerten zweiten Planeten dieses Systems PSR 1257+12 c "Poltergeist". Zum Glück für die Mission der KI beherbergte dieser Ort aber tatsächlich humanoides Leben, das sich Cr-Om für die eigene Rettung zunutze machen wollte.



Cr-Om und die Cyberbarbaren
Der nördliche Kontinent mit der Absturzstelle beherbergt ein einfaches, menschenähnliches Volk, das von seiner kulturellen Entwicklung an der Schwelle zur Eisenzeit steht. Dieser primitiven Humanoiden bemächtigte sich Cr-Om, indem die KI die Drohnen an Bord der Kongregator, die eigentlich Analysen und Proben einholen sollen, derart modifizierte, dass diese mit ihren neuen Wirten verschmelzen können. Nicht nur wurden die Auserwählten dieses Volkes, die sich nach den Worten von Cr-Om von "Cimerer" in "Cyberer" [kü-BEH-rer] genannt, durch die Implantate mit verbesserter Stärke und Reaktion versehen, sondern sie können auch direkt mit der KI kommunizieren und von dieser gelenkt werden. Für Cr-Om ist dies ein pragmatischer Weg, möglicht zügig die nötigen Rohstoffe und deren Weiterverarbeitung für die Reparatur der Kongregator voranzutreiben.

Für Cyberer sind die Gaben Cr-Oms, wie die Primitiven es auffassen, zum neuen Mittelpunkt ihrer Kultur geworden. Die KI sorgt dafür, dass ab einem gewissen Alter alle Mitglieder dieses Stammes mit Implantaten versehen. Dass nicht jeder diesen Eingriff überlebt, gilt den Cyberern als Beweis dafür, dass ihr neuer Meister gnadenlos die Schwachen ausmerzt.
Die wahre Prüfung erwartet einen Cyberer aber erst danach: Die KI gibt ihren Schützlingen gezielte Aufträge entsprechend ihren gegenwärtigen Bedürfnissen, die oft spezifische Metalle oder Artefakte aufspüren sollen. Nur wer diese Queste erfolgreich beendet hat, hat bei den Cyberern seinen Platz unter den Erwachsenen verdient.
Ähnlich große Verehrung wie die KI selbst wird den Implantaten zuteil. Die Cyberer sind der Auffassung, dass man eins werden muss mit dem Geschenk Cr-Oms; dass man dessen Geheimnisse ergründen und in sich selbst finden muss - nur dann könne man wirklich Cr-Oms Willen erfüllen. Verstirbt ein Cyberer, werden seine Implantate als Teil des Beerdigungsritus an Cr-Om zurückgegeben, dessen Dronen die Komponenten von dem Verstorbenen lösen und wieder ins Innere des Wracks der Kongregator bringen.




Der Echsenkult der Zet'A

Unbemerkt von der KI Cr-Om hat aber auch eine zweite Wesenheit seinen Einfluss in der Welt breit gemacht. Unter den Proben, die der Frachter in den vergangenen Jahren eingesammelt hat, befindet sich auch eine kleine Kolonie von unscheinbaren Eidechsen, die auf dem Planeten Zeta Verginis V aufgespürt wurden. Unbemerkt von der KI sind diese Kreaturen äußerst hoch entwickelt und haben auf ihrer unwirtlichen Welt telepathische Kommunikation entwickelt, die zu einem komplexen Sozialverhalten, aber auch raffinierten Jagdtechniken führte.
Zwar wehrten sich die Echsen gegen ihre Gefangennahme, allerdings war die KI samt ihrer Dronen ob ihrer technischen Natur immun gegen die telepathischen Befehle, mit die Kolonie sich zur Wehr setzen wollte.

Nach der Bruchlandung auf PSR 1257+12 c wurden die Echsen allerdings der Bewohner des Planeten gewahr und begannen, diesen direkte Befehle einzuflüstern. Zwar sind die Cyberer dank Cr-Oms Implantaten dagegen immun, allerdings fanden sich weiter südlich empfängliche Stämme wie die Stygier. Diese haben das Herdenverhalten ihrer Meister umgesetzt und sind gerade in gut koordinierten Gruppen scheinbar unbesiegbar.
Die Cyberer selbst sind stets auf der Hut vor den Jüngern der, wie Cr-Om sie nennt, "Zet'A" und verfolgen diese unerbittlich. Aber auch umgekehrt setzen die Echsen alles daran, die Aktionen der KI zu stören.


Abenteuerideen

  • In einem SF-Setting werden Abenteurer von der Kongragator zuerst zu hören kriegen, weil die Suche nach dem Schiff einen hohen Finderlohn verspricht. Zum Glück gab die KI regelmäßige Rückmeldungen über ihre Mission und ihren Kurs, so dass der Umweg zum Pulsar recht gut zu extrapolieren ist. Der Anflug auf PSR 1257+12 c selbst birgt allerdings etliche Gefahren und ist auch für gute Piloten eine Herausforderung.
  • Ein landendes - oder mit Pech auch havarierendes - Suchschiff wird von den Planetenbewohnern wahrscheinlich mit ähnlicher Ehrfurcht betrachtet wie die Kongregator selbst. Die KI Cr-Om allerdings sieht in den Neuankömmlingen nur weitere Arbeitskräfte, während die Echsen von Zeta Virginis sie als geeignete Saboteure sehen.
  • Manche der Cyberer haben sich auf Questen in weit entfernte Länder gegeben, in denen die KI Bruchteile des havarierten Frachters oder Rohstoffe vermutet. Bei einer weiteren Erkundung des Planeten sind immer wieder Begegnungen mit solchen Cyberern möglich, die ein tiefes Misstrauen gegenüber allen Fremden hegen, zumal sie die Ankuft des Suchtrupps nicht mitbekommen haben.



Ehre wem Ehre gebührt
Dieses Szenario stammt von meinem alten Rollenspielkumpan Fred T. aus vergangenen Gymnasiumstagen. Ich habe lediglich einige Details hinzugesponnen und behutsam zu einem großen Ganzen zusammengefügt. Wenngleich ich mitunter geschummelt habe, denn so schmissig die Idee von lebensspendenden Planeten im Orbit eines Pulsars ist, so absurd ist sie auch.

 


Dieser Artikel ist ein Beitrag zum Karneval der Rollenspielblogs im Juli/August 2021 mit dem Thema "Cyberbarbaren". Die Moderation liegt bei Belchion, alle Beiträge des Monats werden zudem in diesem Thread des Forums der Rollenspielblogs aufgelistet.


Bildquellen
"Artists impression of extrasolar planets in the pulsar, PSR B1257+12" von der NASA via Wikimedia Commons
"Artist’s impression of the planets of pulsar PSR B1257+12, ordered by size and orbital separation." von Tyrogthekreeper via Wikimedia Commons

1 Kommentar:

ghoul hat gesagt…

Das gefällt mir! Ich baue auch manchmal Querverweise zwischen Rollenspielen oder Settings ein, sehr schön!

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