[WinterOPC 2015] Fate Atomic Robo – Projekt N.O.A.H.

18.03.2016
Zum fünften Winter-One-Page-Contest von Greifenklaue und Würfelheld wurden im vergangenen Jahr fünf sehr inspirierende ortsbasierte Kategorien vorgegeben, die mich zu drei Einreichungen angeregt haben. Mein dritter Beitrag zum Thema “Im ewigen Eis“ sollte vor allem auf die Optik wert legen.


Tolles Thema, aber wie weiter?
So anregend die Formulierung „Im ewigen Eis“ auch war, zunächst wollte mir kaum etwas konkretes dazu einfallen. Natürlich bot es sich an, angelehnt an Lovecrafts „Berge des Wahnsinns“ oder Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ den Fund eines unerwartet gefährlichen Artefakts zu beschreiben, aber das erschien mir als wenig reizvoll.

Der inspirierende Funke kam schließlich aus einer ganz unerwarteten Quelle: Anfang Dezember 2015 zeigte Arte die brillante, wenn auch sehr fordernde siebenteilige Dokumentation „Jesus und der Islam“, in der Wissenschaftler aus aller Welt Passagen des Koran untersuchen und daraus die muslimische Auffassung vom Heiland der Christen ableiten. Nun finden sich in der heiligen Schrift des Islams etliche Referenzen auf biblische Figuren, auch Noah und die Sintflut werden erwähnt. Als eben dieser Name in der Dokumentation fiel, schoss mir unwillkürlich die Assoziation mit dem durch den Klimawandel drohenden Anstieg des Meeresspiegels durch den Kopf, ausgelöst durch das Abschmelzen des ewigen Eises in der Antarktis – und mein Szenario für den letzten Einseiter stand fest.


Eine neue Sintflut
So hat ein religiöser Fanatiker beschlossen, dass die Menschheit erneut zu verderbt sei, um weiter existieren zu dürfen und will so ihren Untergang herbeiführen. Wie schon im Buch Genesis beschrieben soll eine weitere Sintflut die Sünder hinwegspülen – und dazu will er das Eis der Antarktis zum Schmelzen bringen. Die Parallelen zur biblischen Vorlage erschöpfen sich damit aber nicht: Der Untergangsprophet Samuel H. Japhet hat seinen Namen nach Noahs Söhnen Sem, Ham und Jafet erhalten; seine Ehefrau Naomi ist hingegen angelehnt an Noahs Weib Naami in Darren Aronofskys Verfilmung dieser Ereignisse. Das Elektronengehirn, dem die Kontrolle über die Schmelzstation obliegt, heißt Methusalem nach Noahs biblischem Vater. Ingeniur Cypress hat seinen Namen als Anspielung an das Zypressenholz erhalten, aus dem die antike Arche gefertigt wurde. Sicherheitschef Roderick Nim schließlich soll an einen in der Bibel genannten Nachkommen Noahs erinnern: Nimrod den Jäger.

Das passende System für so ein absurdes Schmelzprojekt war schnell gefunden: Das auf einer Comicvorlage basierende Fate Atomic Robo, welches überkandidelte Wissenschaft und den Kampf gegen entsprechende Superschurken in den Vordergrund stellt. Auf dem Einseiter fanden letztlich aber neben der Szenariobeschreibung nur die knappen Spielwerte für die oben beschriebenen NSC Platz (bei deren Erstellung mir Zornhaus ausführliche Erläuterungen zur Charaktererschaffung eine riesige Hilfe waren), denn der Fokus dieses Beitrags sollte von Anfang an auf etwas anderem liegen.


Eine Station im ewigen Eis
Neben den Preisen für die besten Beiträge wurde 2015 auch zum zweiten Mal der Designpreis ausgeschrieben, und mein letzter Beitrag sollte der Versuch sein, diesem Einseiter „DAS Design [zu verpassen], welches die Jury [...] am meisten überzeugt“. So entschied ich mich für einen isometrischen Querschnitt der an einem Felsvorsprung gelegenen Station, von der aus das Eis geschmolzen werden soll. Dank des sorgfältig gesetzten Texts blieb mir dafür eine von drei Spalten als Platz übrig.

Das war aber leichter gesagt als getan. Nach ein paar kurzen Entwürfen für die Lage und Form der Station – für die letztlich eine Schampooflasche herhalten durfte – ging es an die perspektivisch saubere Umsetzung, die äußeren Details und das Innenleben sowie das Tuschen. Und da eine schwarzweiße Zeichnung mit derart vielen Feinheiten zu unübersichtlich wirkt, musste auch noch Photoshop für die Kolorierung herhalten. Insgesamt werde ich wohl rund zehn Stunden in das Werk investiert haben, die aber – vielleicht mit Ausnahme des Endspurts – erstaunlich viel Spaß gemacht haben.

Die folgende Galerie zeigt aber wohl besser die einzelnen Phasen in der Entstehung dieser Illustration:

Vorzeichnung /Fertige Zeichnung / Getuscht / Radiert.


Bereinigter Scan / Farbe Hintergrund / Farbe außen / Farbe innen


Zuletzt: Der Download

Projekt N.O.A.H. – Ein Szenario für Fate Atomic Robo (pdf 418 KB)




Zu Allerletzt: Sprachlose Dankbarkeit
Inzwischen sind alle Preisträger des 5. Winter-OPC bekanntgegeben. Dass "Projekt N.O.A.H.", das außer einem bunten Bild nur einen knappen Absatz mit Hintergrundbeschreibung und fünf nicht minder knappe NSC umfasst, von der Jury tatsächlich solchen Zuspruch erhält, um von 19 Beiträgen "Im Ewigen Eis" auf den Spitzenplatz zu gelangen, hätte ich im Leben nicht erwartet. Ich bin sprachlos und kann nur mit Mühe das angebrachte "Danke" stammeln...



Meine anderen Beiträge zum 5. Winter-OPC
Fiasko - Jäger des Goldenen Zuges (Kategorie "Unter den Städten")
Cosmic Patrol - Die Sonnenschöpfer (Kategorie "Auf zu den Sternen")

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Wow, die Station ist der Hammer. Ich finde cool, dass DU da die verschiedenen Stadien des Designs zeigst. Trotzdem bleibt Illustration schwarze Magie für mich. :-D

Auch das Szenario gefällt mir, das ist mal ein schöner Spin auf die üblichen Superschurkenszenarien.

Und Glückwunsch!

Greifenklaue hat gesagt…

Beeindruckende graphische Umsetzung. Designpreis müsste im Verlauf der nächsten Woche kommen.

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