Der aktuelle Karneval der Rollenspielblogs widmet sich dem Thema "Überleben". Ich habe diesen Gedanken etwas weitergesponnen auf skrupellose Forscher, denen ihre normale Lebensspanne nicht ausreicht, sondern die um jeden Preis das Ewige Leben an sich reißen wollen.
My Life Eternal
In dem so entstandene Erzählspiel übernimmt jeder Spieler die Rolle eines solchen Gelehrten, der einerseits den Weg zur Unsterblichkeit sucht, andererseits aber auch einen Schützling aufgenommen hat, der ihn vor der Qual der Einsamkeit retten soll. Wie der Untertitel "Ein Erzählspiel fragwürdiger Entscheidungen und zweifelhafter Moral" bereits andeutet, ist mir bei der Entwicklung klar geworden, dass solche Individuen, die ohne Rücksicht der Natur ein Schnippchen schlagen wollen, zu wahrer Empathie nicht fähig sind und so auch bei der Beziehung zu ihrem Schützling nur die eigenen Interessen im Auge haben können. Hiermit sei ein jeder gewarnt, der das Spiel einmal ausprobieren möchte.
Bei der anfänglichen Recherche habe ich noch einmal ein Rollenspiel studiert, das ebenfalls unglückliche Kreaturen und deren unerfüllte Träume zum Thema hat: My Life with Master von Paul Czege, bei dem die Spieler die Handlanger eines Meisters wie aus einer Gothic Novel verkörpern. Tatsächlich hat sich aus diesem Spiel das wundervolle Attribut "Weariness" sogar als "Erschöpfung" in meine Regeln geschafft; zu gut passt dieser Begriff nach dem strapaziösen Streben nach einem Ziel, das vielleicht nie erlangt wird.
Damit enden die Gemeinsamkeiten aber auch. Sind die Schergen aus My Life with Master noch fähig, Liebe zu einem Dorfbewohner zu entwickeln, so versage ich den Gelehrten aus meinem Spiel aus den oben genannten Gründen diese seelische Erfüllung, zu der sie schlicht nicht fähig sind. An ihre Stelle ist die Einsamkeit getreten, das pure Verlangen danach, mit Hilfe des Schützlings nicht allein zu sein. Dieser Spagat zwischen der wissenschaftlichen Neugier und der nicht minder egoistischen Verlangen nach Zweisamkeit führt zu dem wohl interessantesten Gegensatz in Für Immer und Ewig: Eine Leiste mit Kreuzen sorgt dafür, dass Erschöpfung und Einsamkeit einander bedingen und somit große Polyeder bei dem einen mit kleinen Polyedern einhergehen. Denn wer jung und voller Tatendrang ist, der schert sich nicht um eine ehrliche Beziehung, und wer ausgelaugt am Ende seiner wissenschaftlichen Forschung ist, verzehrt sich nach menschlicher Nähe.
Zuletzt: Der Download
Für Immer und Ewig (pdf 664 KB)
Dieser Artikel ist ein Beitrag zum Karneval der Rollenspielblogs im Mai/Juni 2021 mit dem Thema "Überleben". Die Moderation liegt bei Bhayard, alle Beiträge des Monats werden zudem in diesem Thread des Forums der Rollenspielblogs aufgelistet.
Bildquellen:
British Library Images Online
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