Vierjährige Saurierjäger

10.07.2013
Dino Hunt Dice, eine thematische Variation von Steve Jackson Games' Zombie Dice, ist wie schon sein Vorgänger so schnörkellos und gradlinig, dass es sogar Betrunkene nachts in der Altstadt spielen können sollten. Bei derart einfachen Regeln sollten doch auch vierjährige Kleinkinder gut mit dem Spiel zurechtkommen - möchte man meinen. Die Realität sieht jedoch anders aus.


Nur noch ein Wurf
Die von Steve Jackson Games inzwischen unter der Marke "One More Roll" vereinten und eigentlich ab 10 Jahren empfohlenen Würfelspiele haben allesamt die gleichen schlichten Regeln. Aus einem Becher mit 10 (mitunter auch 13) Würfeln werden 3 zufällig gezogen und geworfen. 3 verschiedene Symbole - bei Dino Hunt Dice Saurier, Farn und Fuss - geben das Resultat an: Saurier werden als Fang beiseite gelegt, Füsse als Trampelschaden ebenso. Bei Farn hat die Echse sich versteckt.



Nun steht man vor der Entscheidung, seinen Zug zu beenden und alle bisher gefangenen Saurier für je 1 Siegpunkt  einzusammeln; oder auf 3 Würfel aufzuziehen und weiterzumachen. Hat man allerdings 3 Füsse gesammelt, wurde man plattgetrampelt und alle zuvor gefangenen Echsen gehen verloren. Dieses Risiko macht den überraschend großen Reiz dieses doch eigentlich sehr schlichten Spiel aus.


Spielernachwuchs
Nachdem im Netz schon diverse Väter - etwa auf Youtube oder Google+ - berichteten, wie sie ihre sehr jungen Sprösslinge mit Zombie Dice haben herumspielen lassen, wollte ich es ihnen gleichtun.
Für unsere vierjährigen Zwillinge erschien mir Dino Hunt Dice allerdings als das bessere Thema, da meine Frau es sicherlich mehr als missbilligte, wollte ich unserem Nachwuchs die hirnfressenden Untoten näherbringen.

Tatsächlich kommen die beiden Jungs mit einigen Grundelementen auch sehr gut zurecht: Gefangene und versteckte Saurier vermögen sie zu zählen, auch die trampelnden Füsse erkennen sie als schlechtes Ergebnis. Danach aber merke ich, dass ich die Geduld und Auffassungsgabe von Kleinkindern selbst bei einem so schlichten Spiel überschätzt habe.

So fehlt beiden jegliches Gefühl für Risiko: Egal wieviele Füsse schon ausliegen, stets beantworten sie die Frage, ob sie denn weiterwürfeln wollen, mit einem enthusiastischen "Weiterjagen!" Und werden sie dann eben doch plattgetrampelt, dann machen sie die Würfel mit energischen Handpatschern eben auch platt.

Auch wird deutlich, dass Kleinkinder vor allem Action am Spieltisch wollen: So bedarf es sorgfältiger väterlicher Aufsicht, damit bereits geworfene Würfel auch wirklich unverändert liegenbleiben; und sollte einer der beiden gar mehrere Würfe hintereinander machen, so wird sein Bruder schon merklich ungeduldig. Auch fehlt für dieses Alter ein visueller Siegpunktzähler - zwar können beide schon bis zwanzig zählen, sind aber die gefangenenen Saurier wieder für den Zug des Bruders im Becher gelandet, ist das Errungene schon wieder vergessen.



Ein schlichtes Spiel vereinfachen
Dennoch glaube ich, dass die Grundelemente der One-More-Roll-Spiele auch gute Unterhaltung für vierjährige abgeben können - man muss eben die schon jetzt sehr simplen Regeln nur
noch ein weiteres mal vereinfachen.

  • Gefangen ist gefangen: Einmal erwürfelte Saurier bleiben als Siegpunkte erhalten, auch wenn der Zug durch drei Füsse zwangsweise beendet wird.
  • Siegpunktpöppel: Um die erlangten Siegpunkte für die Kinder nachvollziehbar zu halten, erhalten diese dafür je einen Glasstein oder ähnliches - ein Spielerhaushalt sollte ausreichend adequate Pöppel beherbergen.
  • Ein Durchgang pro Spieler: Um die Geduld des Nachwuchses nicht überzustrapazieren, könnte man das gesamte Spiel auf nur einen Durchgang je Spieler beschränken. Andererseits machten die oben vorgeschlagenen Siegpunktmarker durch eine fixe zu verteilende Gesamtsumme an Pöppeln das nahende  Spielende  auch bei mehreren Runden jederzeit sichtbar.

Ansonsten bleibt natürlich bei so kleinen Kindern die Tatsache, dass sie letztlich doch viel schneller groß werden als man erwartet. Vielleicht müssen meine beiden ja doch nicht erst zehn Jahre alt werden, ehe sie Dino Hunt Dice regelgetreu spielen können - ich gedenke jedenfalls, sie ausreichend Gesellschaftsspielen zu trainieren.

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