Unter den Vielen Welten von Do: Fate of the Flying Temple findet sich eine, auf der sechs Riesen in friedlicher Symbioser mit den Menschenvölkern leben, die ihre Behausungen auf dem Rücken der Giganten errichten dürfen. Wie bei allen Welten jedoch in diesem Fate-Setting brodeln unter der Oberfläche so manche Konflikte, die die Pilger des Fliegenden Tempels vielleicht irgendwann lösen müssen.
Nahe der Grenze zum Himmel von Gewürz und Jade, wo gottgleiche Kreaturen ihre Heimstatt haben, befindet sich eine übergroße Welt, die von sechs Riesen dominiert wird. Niemand vermag zu sagen, ob dereinst noch mehr dieser Kreaturen dort gewandelt sind oder ob es schon immer diese sechs gewesen sind. Auch die andere Flora und Fauna der Welt ist größer als die anderer unter den Vielen Welten; zwar nicht proportional so gigantisch wie die Riesen selbst, aber dennoch auch bei eigentlich kleinem, harmlosem Getier eine Herausforderung für menschengroße Kreaturen.
Tatsächlich beherbergt diese Riesenwelt auch normale Menschen, die aber auf diesem feindseligen Flecken mit dessen Herrschern eine einzigartige Symbiose eingegangen sind. Jeder der Riesen trägt ein großes Holzgestell mit mehreren Ebenen auf seinem Rücken, auf dem ein Menschenstamm in einem Gewirrs von Hütten, Plätzen und Treppen seine Heimat eingerichtet hat.
Die Menschen, die ihre Heimstatt auf einem Riesen gefunden haben, identifizieren sich durch und durch mit ihrem Beschützer. So nennen sie den Namen ihres Riesen stets als ihren Nachnamen, und auch die individuellen Eigenheiten gehen ihnen in Fleisch und Blut über. Meist bleiben die Gemeinschaften auch unter sich; wenn jedoch zwei Riesen für längere Zeit zusammen weilen, kann es auch passieren, dass durch Heirat oder ähnliches ein Mensch von einem Volk zum anderen wechselt.
Regeln für die Riesen
Gemäß des Eintrags im (englischen) Fate SRD verwenden die Riesen für ihre sechs Methoden die gleichen Spanne von +0 bis +3 wie andere Figuren; ihre immense Größe wird stattdessen durch Aspekte ausgedrückt. Zwei individuelle Aspekte, die auch für die Menschen auf dem jeweiligen Riesen gelten, beschreibenen den Charakter eines jeweiligen Giganten, drei Aspekte sind jedem Riesen gemein:
• Groß wie ein Hügel, zäh wie ein Hügel
• Schwerer Schritt lässt den Boden erzittern
• Gewaltige Pranken nehmen was immer sie wollen
Ebenfalls wie im Fate SRD vorgeschlagen gelten die einzelnen Körperteile eines Riesen als Zonen für Konflikte. Der Bonus der zugeordneten Methoden gilt sowohl als Schwierigkeit, in dieser Zone gegen den Riesen vorzugehen, als Rüstung, als auch als Angriffswert:
Beine (Flink) • Arme (Kraftvoll) • Kopf (Scharfsinnig)
Hals (Sorgfältig) • Brust (Tollkühn) • Rücken (Tückisch)
Jeder Riese verfügt zudem über 3 Stresskästchen.
Die sechs Riesen
Ekima, der Weise
Der älteste der sechs Riesen wird, obwohl er keine Titel irgendwelcher Art trägt, als der Anführer unter den Giganten anerkannt. Seine über lange Zeit erworbene Weisheit wird von allen geschätzt, so dass Ekima stets der Schlichter in den mehr oder weniger schweren Streitereien unter seinesgleichen ist. In Gesprächen erzählt er immer wieder Anekdoten und Geschichten aus seinem langen Leben, oft langatmig und die Geduld seiner Zuhörer strapazierend, wenn nicht in jeder Erzählung eine wichtige Erkenntnis steckte.
Die Menschen, die auf Ekima wohnen, gelten als die besten Chronisten und Geschichtenerzähler. Der alte Riese hat stets ein offenes Ohr für sie und wiederholt gerne seine Erlebnisse, hört aber auch geduldig den Sorgen, Nöten und Erlebnissen des Volks zu, das er beherbergt. Bei Treffen mit einem anderen Riesen und unter die Menschen auf dessen Rücken und lassen sich begierig ihre Erlebnisse und Geschichten erzählen, die sie dann in ihren eigenen Schatz aufnehmen.
Ekimas Alter macht aber auch deutlich, dass das Ende seines Lebens immer näher rückt. Bisher macht ihm zwar niemand seine Führungsrolle streitig, doch andere warten geduldig darauf, diese Position zu übernehmen. Wenn es soweit ist, steht den Riesen wahrscheinlich einiger Aufruhr bevor.
Aspekte
• Gebeugt von Alter und zahllosen Erinnerungen
• Frieden unter den Riesen, Frieden in der Welt
Methoden
Flink +1 • Kraftvoll +2 • Scharfsinnig +3
Sorgfältig +2 • Tollkühn +1 • Tückisch +0
Qoba, der Rastlose
Selbst für einen Riesen ist dieser eine Felsbrocken inmitten der Vielen Welten zu groß; und Qoba hat sich vorgenommen, ihn in bis in den letzten Winkel zu erkunden. Nie hält es ihn lange an einem Ort, manchmal ist mehrere Tage und Nächte auf Wanderschaft, ohne auch nur einmal zu schlafen. Die Menschen auf Qobas Rücken sind dabei seine umtriebigen Helfer. Nach allen Seiten halten sie Ausschau nach interessanten Wegezielen oder lauernden Gefahren, helfen mit ihren kleinen Werkzeugen beim Überwinden von Hindernissen wie dichtem Bewuchs oder ähnlichem.
Seine Erfahrungen in den entlegensten Ecken der Welt und die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Volk auf seinem Rücken haben Qoba vor allem eines gelehrt: Die Riesen sind trotz ihrer stattlichen Größe nur ein Teil der Welt, in der erst alles zusammen ein Ganzes bilden kann. Aufgrund Qobas groe Erfahrung in den Mysterien der Welt um sie herum sehen einige seiner Artgenossen ihn als einen möglichen Nachfolger Ekima, wenn dieser einmal nicht mehr sein sollte.
Aspekte
• Heute hier, morgen dort
• Groß und Klein bilden eine Einheit
Methoden
Flink ++2 • Kraftvoll ++2 • Scharfsinnig ++2
Sorgfältig +1 • Tollkühn +3 • Tückisch +1
Jonga, die Erobererin
Die Riesen sind die größten und mächtigsten Kreaturen der Welt, die sie durchstreifen; und das macht sie in Jongas Augen zu den unzweifelhaften Herrschern dieses Ortes. Forsch im Gebahren auch den anderen Riesen gegenüber, nimmt sie sich, was immer sie braucht. Auch wenn sie genau weiss, dass das Menschenvolk auf ihrem Rücken fleißig ihre Macht verkündet und nach ihren Wünschen alles unterwirft, was sich nicht beugen will, so sieht sie sich doch als deren unbedingte Anführerin, die Gehorsam und Ehrfurcht verdient.
Auch ihre Menschen glauben an das Recht des Stärkeren, das sich auch in ihrer Gesellschaft und ihren Bauten wiederspiegelt: die Mächtigen thronen auf den oberen Plattformen in geräumigen Bauten, während die Schwachen ganz unten die niedersten Tätigkeiten erledigen und in armseligen Hütten hausen. Auch bei Begegnungen mit anderen Menschenvölkern sehen sich Jongas Bewohner als die klaren Herren, von denen selbst der Niederste Gehorsam einfordert.
Mit Jongas Anspruch an die unbedingte Herrschaft der Riesen können sich auch andere Artgenossen identifizieren, und einige hoffen auch, dass sie nach Ekimas Ableben dessen Führungsrolle einnehmen wird.
Aspekte
• Stärke gehorcht nur größerer Stärke
• Wir sind die Krone der Schöpfung
Methoden
Flink +2 • Kraftvoll +3 • Scharfsinnig +2
Sorgfältig +1 • Tollkühn +0 • Tückisch +1
Wedwa, die Einzelgängerin
Auch wenn die Welt groß genug ist, so dass die einzelnen Riesen einander nicht ständig begegnen müssen, so sucht Wedwa doch gezielt die Einsamkeit. So bleibt sie gerne auf den frostigen Gipfeln, wohin ihr niemand folgen mag. Bei den wenigen Begegnungen mit ihren Artgenossen ist ihr Gebahren schroff und unbeholfen, ist sie doch solches Miteinander nicht gewohnt.
Jeder entbehrungsreiche Tag ist für Wedwa ein Gewinn, den sie als Stärkung empfindet. Das Menschenvolk auf ihrem Rücken mag das kleinste unter den sechs Riesen sein, aber auch dieses ist ähnlich abgehärtet wie die Riesin. So schwärmen sie beständig aus, immer auf der Suche nach Unterschlupf und Nahrung, auf dass Wedwa und die Menschen unter ihrer Obhut gemeinsam überleben mögen.
Aspekte
• Die Starke ist am mächtigsten allein
• Hartes Wetter, harter Kern
Methoden
Flink +1 • Kraftvoll +2 • Scharfsinnig +0
Sorgfältig +3 • Tollkühn +1 • Tückisch +2
Kulala, der Faulpelz
Der schwerste der sechs Riesen verbringt seine Tage am liebsten im Müßiggang. Weder ist ihm der Sinn nach tiefen Gedanken noch nach einem gestählten Körper, er genießt einfach jeden Augenblick für sich selbst. Dabei lässt er vor allem seine Menschen sich um den Bedarf des Alltags kümmern, die auch fleißig alles herbeischaffen, was der Riese für sein Wohlergehen braucht. Dennoch ist Kulala immer wieder zu erstaunlich tiefgründiger Einsicht fähig, erschließt sich doch das Wesen eines Ortes wie niemand anderem, denn schließlich verweilt er dort auch länger als jeder andere.
Aspekte
• In der Ruhe liegt die Kraft
• Klein sorgt für Groß
Methoden
Flink +0 • Kraftvoll +1 • Scharfsinnig +2
Sorgfältig +1 • Tollkühn +2 • Tückisch +3
Gaaj, die Nimmersatte
Keiner der sechs Riesen ist von so roher Wildheit erfüllt wie Gaaj. Immer auf der Pirsch und immer hungrig, will sie sich das wimmelnde Leben dieser Welt einverleiben. Auch die Menschen auf ihrem Rücken sind gewiefte Jäger, die die auserwählte Beute unerbittlich verfolgen und geduldig zu ihrer Herrin lotsen. So sind die Angehörigen ihres Volks auch die einzigen, mit denen Gaaj in ihrem schier unstillbaren Appetit die Beute teilt, schließlich hätte sie diese oft nie alleine erlegen können.
Aspekte
• Ich lebe für die Jagd
• Nur die Beute stillt meinen Hunger nach Leben
Methoden
Flink +3 • Kraftvoll +2 • Scharfsinnig +0
Sorgfältig +1 • Tollkühn +1 • Tückisch +2
Hilferufe an die Pilger des Fliegenden Tempels
Aus den oben beschriebenen Eigenheiten der Sechs Riesen und ihrer Bewohner ergeben sich zahlreiche Probleme, zu deren Lösung die Pilger des Fliegenden Tempels gerufen werden können - so zum Beispiel:
- Ekima hat eine seiner vielen Geschichten vergessen, die aber oft entscheidend war, um einen Streit beizulegen.
- Bei der Erkundung eines dichten Dschungels sind Qoba etliche Bewohner des Volks auf seinem Rücken verloren gegangen. Er selbst kann wegen seiner Größe das Dickicht nicht tief genug durchdringen.
- Jonga hat auf ihren Streifzügen einen Teil der Welt entdeckt, der sich nicht beugen will. Die Kreaturen, die ihn bewohnen, schlagen die Riesin beharrlich und mit anhaltendem Erfolg zurück; und keiner von beiden denkt auch nur daran, aufzugeben.
- Für eine wichtige Entscheidung müssen alle sechs Riesen abstimmen, doch Wedwa möchte die anderen nicht treffen.
- Die Menschen auf Kulalas Rücken sind verunsichert, denn ihr Riese ist plötzlich erfüllt von unerklärlichem Tatendrang.
- Gaaj hat eine Beute auserkoren, die ihr wieder und wieder ein Schnippchen schlägt. Nun merken die Menschen auf ihrem Rücken mit Sorge, dass die Riesin immer schwächer wird, denn alle andere Nahrung verschmäht sie, bis genau diese eine erlegt ist.
Hinter den Kulissen
Die Ursprünge der Idee von Riesen, die ganze Menschensiedlungen auf ihrem Rücken tragen, reicht schon Jahre in diesem Blog zurück. Ursprünglich war dies ein Hilferuf für das ursprüngliche Pilgrims of the Flying Temple, bei dem ein Riese nach seinem Winterschlaf nicht mehr erwachen mag und seine Menschen sich zunehmend Sorgen machen. Dieser ist auch die offensichtliche Vorlage für Kulala, auch wenn der Name und der Kontext im Vergleich zur ursprünglichen Idee ein wenig geändert haben mag.
Wer will, kann das Szenario der Sechs Riesen von Do auch kombinieren mit diesem Beitrag, in dem die Pilger des Tempels mit mehreren Drachen zu tun haben, die den verschiedenen Himmeln entsprungen sind.
Die Namen der Riesen übrigens sind angelehnt an afrikanische Sprachen, um einmal von den Klischees der tolkienschen Wortschöpfungen abzuweichen. Dazu habe ich einfach die entscheidenden Aspekte jedes Giganten (Weisheit, Erobern, Hunger, etc.) online durch einen Übersetzer gejagt und mir aus Amharisch, Kinyarwanda, Shona, Somali, Swaheli und Xhosa die für mich am interessantesten klingenden als Basis missbraucht.
Dieser Artikel ist ein Beitrag zum Karneval der Rollenspielblogs im Januar/Februar 2021 mit dem Thema "Riesen". Die Moderation liegt bei mir auf Spiele im Kopf, alle Beiträge des Monats werden zudem in diesem Thread des Forums der Rollenspielblogs aufgelistet.
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